Organtransplantation. Filmbeispiel "Tag 7. Organ gebraucht"

Worum geht es?

Organtransplantation:


Die erste Organtransplantation (Herz) wurde von Chr. Barnard 1967 in Südafrika vorgenommen; der Patient, der ein Spenderherz erhielt, überlebte 19 Tage. Danach starb er an einem Infekt.


Heute sind – durch bessere Techniken, v.a. zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen – die Überlebenschancen für transplantierte Menschen enorm gestiegen. Viele Organe, z. B. Herz, Lunge, Nieren, Leber, … können transplantiert werden. Nur bei Leber (weil nachwachsend) und Niere (weil wir zwei haben, aber mit einer das Auslangen finden) können auch Lebend-Transplantationen vorgenommen werden. Ansonsten müssen die Organe von gehirntoten Menschen stammen.


Die Technik der Organtransplantation hat dazu geführt, dass der Tod neu definiert werden musste (Hirntod-Kriterium). Das Hirntod-Kriterium ist am Anfang sehr umstritten gewesen, u. a. weil es ein "technisches Kriterium" ist, das dem traditionellen Herztod-Kriterium widerspricht. In der Medizin ist es heute unumstritten. Von manchem Menschen wird es aber bekämpft. Wer das Hirntod-Kriterium nicht akzeptiert, deutet eine Organentnahme als Akt der Tötung. Für Angehörige (manchmal auch für medizinisches Personal) ist das Problem, dass die Wahrnehmung der Vernunft widerspricht: Sie sehen einen Menschen mit vitalen Funktionen (Atmung, z. T. Reflexe), dem in einer OP Organe entnommen werden und der anschließend tot ist. 

 

Organtransplantationen sind dadurch beschränkt, dass es zu wenig Spenderorgane gibt (nur ein kleiner Bruchteil verstorbener Menschen kommt als Spender in Frage; fehlende Zustimmung); z. B. warten derzeit in Deutschland an die 25 000 Menschen auf ein Spenderorgan, ca. 8000 warten auf eine Spenderniere. 

 

 

Organspende versus Organhandel. Fließende Übergänge

Organspende

  • Die Organentnahme bei einem gehirntoten Menschen ist an dessen Zustimmung gebunden (Ö: Widerspruchsregelung, D: erweiterte Zustimmungsregelung)
  • Die Organverteilung erfolgt europaweit durch EUROTRANSPLANT nach bestimmten Kriterien (medizinische Verträglichkeit, Warteliste, Dringlichkeit). Finanzielle Interessen dürfen keine Rolle spielen. Der soziale Status der Empfängerperson darf keine Rolle spielen. Der Spender darf nicht bekannt gegeben werden.
  • Nur in Ausnahmefällen (bei engen Verwandten) ist eine Organspende d. lebende Personen erlaubt.


Organhandel

  • Im Unterschied zur Organspende erhält die Spenderperson (oder deren Angehörige) beim Organhandel eine finanzielle Entschädigung.
  • Organhandel gilt im Unterschied zur Organspende – nach derzeitiger Sichtweise – als Menschenrechtsverletzung (siehe unten)
  • Organhandel findet dennoch – unter illegalen Bedingungen / tw. mafiösen Strukturen – weltweit statt. Belegt ist, dass China eine zeitlang Organe von zum Tod verurteilten und hingerichteten Menschen vermarktet hat. In Schwellenländern gibt es einen Handel v.a. mit Nieren von Spenderpersonen, die für ihre Spende finanziell entschädigt werden. Finanziell lukrativ ist eine Spende aber v. a. für die „Zwischenhändler“.  

 

Ethische Analyse der Thematik

Welche ethischen Fragen stellen sich in Zusammenhang mit dem Thema Organspende? Um welche Werte geht es?


  • Werte: menschliches Leben / Lebensqualität (Empfänger) ßà Selbstbestimmung über den eigenen Körper auch nach dem Tod <-> Menschenwürde (verstorbener Mensch als „Mittel zum Zweck“ / „Organlager“)
  • Ist es ethisch vertretbar, davon zu profitieren, dass ein anderer Mensch stirbt? (WER: Empfänger, Ärzte???)
  • Wer bekommt ein Spenderorgan? Gerechtigkeit / gerechte Verteilung? [2013: Skandale in Deutschland um Vorreihung von Patienten, die auf Spenderorgan warten!]
  • Ist das Hirntod-Kriterium anthropologisch haltbar und ethisch legitim?


  • Wie gehen wir mit der Spannung zwischen der rechtlichen Defition von Sterben/Tod ("Hirntod") einerseits und dem wahrgenommenen Sterben/Tod um?. Wir sehen einen lebenden Menschen (atmet, …), von dem wir wissen / über den wir erfahren, dass er tot ist. (Sehen ßà Logik)


  • Mit welcher Situation sind Angehörige konfrontiert, die nach dem (meist plötzlichen / überraschenden) Tod eines Menschen mit der Frage konfrontiert sind, ob sie einer Organspende zustimmen? (Deutschland; erweiterte Zustimmungsregelung). Schock / Situation der Überforderung / Angehörige können den Tod noch nicht begreifen ßà Sie sollen über eine Organspende entscheiden; viele haben im Nachhinein das Gefühl, sie haben falsch entschieden

  • Mit welcher Situation sind ÄrztInnen konfrontiert, die Angehörige nach ihrer Zustimmung zu einer Organspende fragen müssen? Ärzte sind z. T. auch damit überfordert, Angehörige nach der Zustimmung zu einer Organtransplantation zu fragen

Anthropologische Perspektive

  • Welche Bedeutung hat das Hirntodkriterium? Was „misst“ man dabei?:Nur mit Instrumenten messbar, aber nicht eigentlich sichtbar; Manchmal gibt es noch Restaktivitäten des Gehirns; Kriterium: irreversibel; weitgehend

soziale Perspektive

  • Mit welcher Situation sind Menschen konfrontiert, die auf ein überlebenswichtiges Spenderorgan warten? Problem, dass ihr eigenes Überleben davon abhängt, dass ein anderer Mensch stirbt (Dilemma). Andererseits: der Empfänger hat mit dem Tod des Organspenders nichts zu tun; der wäre / ist sowieso gestorben
  • Problem des Organ-Mangels à viele Menschen sterben, bevor sie ein lebensrettendes Organ bekommen; Wartezeit bedeutet oft zwischen Leben und Tod „hängen“
  • Frage der Gerechtigkeit: Wer bekommt nach welchen Kriterien ein Empfänger-Organ???? (derzeit Skandal in der BRD: Menschen, die auf Organtransplantation warten, sind mit falschen Diagnosen vorgereiht worden à Vertrauen in die Medizin/in die Ärzte ist erschüttert) 

Muss man sich als OrganspenderIn zur Verfügung stellen?

Würdest du deine Organe spenden? Würdest du der Organspende eines nahen Angehörigen zustimmen? Würdest du einen Organspender-Ausweis beantragen?

 

 

JA

NEIN

Eigene Organspende

Wenn ich gestorben bin, nützen mir meine Organe nichts mehr; anderen Menschen retten sie das Leben

 

Für einen naturwissenschaftlich denkenden Menschen ist der Tod / Hirntod das Ende (Ich hätte auch kein Problem damit, meinen Körper der medizinischen Forschung zur Verfügung zu stellen, wenn ich gestorben bin)

Religiöse Überzeugung (z. B. Islam) à Körper sollte unversehrt beerdigt werden / ins Jenseits gehen

 

Religiöse Vorstellung, ein Organempfänger habe Teile eines anderen Menschen in sich à eine Art Fluch

 

Ich möchte nicht auseinander genommen werden

Zustimmung bei Angehörigen

Was würde der Verstorbene wollen / wie würde er entscheiden?? à entscheidende Frage

Ich will / kann nicht für andere entscheiden!!!!

 

 

Organspende-Ausweis

Entlastet Angehörigen

Man kann sich auch sonst laut artikulieren

Download
Arbeitsaufgaben zur Nachbereitung des Films über Organtransplantation
Organtransplantation_Arbeitsaufgaben_Fil
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Internetlinks

Film über Organtrsanplantion in Deutschland