Gleichheit als Diskriminierungsverbot am Beispiel Behinderung

Beispiel Alison Lapper:

·         Schwere angeborene Behinderung (Arm- und Beinstummeln)

·         Wächst im Kinderheim, das sich auf Kinder mit Behinderungen spezialisiert hat, auf; gute medizinische Versorgung / Förderung, aber Trennung von der Mutter / der Familie; Alison sagt, sie habe nie mehr eine Beziehung zu ihrer Mutter aufbauen können

·         Studiert Kunst; arbeitet als Malerin; ist als Künstlerin in GB anerkannt, auf dem Trafalger Squer steht eine zeitlang eine Plastik, die ein befreundeter Künstler über die schwangere Alison Lapper gemacht hat

·         Wird mit Mitte 30 schwanger; entschließt sich, ihr Kind Paris zu bekommen und es allein großzuziehen

·         Beziehung zu Marc (immer wieder depressiv) zerbricht; Marc sagt über sich selbst, er sei stärker behindert als Alison, nur sehe man ihm seine Behinderung nicht an

·         Erzieht ihr Kind allein; ist immer wieder mit dem Misstrauen von Behörden konfrontiert; Drohung, ihr das Sorgerecht zu entziehen, weil sie dem Kind in der Trotzphase teilweise keine Grenzen setzen kann; hat für die Erziehung / Pflege des Kindes persönliche Assistentinnen, die ihre Arme und Beine ersetzen sollen; es kommt aber immer wieder  zu Auseinandersetzungen, weil die Assistentinnen mit ihrer Rolle nicht zurechtkommen und sich in die Erziehung einmischen wollen; Beziehungsabbrüche für Paris

·         Inzwischen ist Paris zirka 10 Jahre alt und hat sich zu einem gut erzogenen, lebensfrohen Jungen entwickelt. (Anm.)

 

 

Zentrale Fragen

Was bedeutet Autonomie / Selbstbestimmung im Fall von Alison Lapper? Was bedeutet es allgemein im Fall von Menschen mit einer Behinderung?

Was bedeutet Diskriminierung / Diskriminierungsverbot, wenn es Menschen mit einer Behinderung geht?

Dazu: Was ist überhaupt eine Behinderung?; Sind wir behindert, oder werden wir (durch die Umgebung, die auf Menschen mit einer Behinderung keine Rücksicht nehmen, behindert?

 

 

Diskriminierungsverbot für Menschen mit einer Behinderung:

·         Diskrimere = lat. Unterschied, Unterscheiden, Trennen

·         In der Praxis bedeutet Diskriminierung, Menschen aufgrund eines bestimmten definierten Merkmals (hier: Behinderung) auszugrenzen oder ihnen bestimmte Rechte vorzuenthalten oder ihnen bestimmte Möglichkeiten der Teilhabe vorzuenthalten

 

·         Rechtliche Diskriminierung: Rechtliche Bestimmungen, wonach Menschen mit einer bestimmten Behinderung z. B. bestimmte Berufe nicht ausüben dürfen; in Österreich bis ca. 2000: Menschen mit Sinnesbehinderung dürfen nicht RichterInnen oder LehrerInnen werden; inzwischen als in Widerspruch zur Verfassung aufgehoben; in D. gibt es schon längere Zeit blinde RichterInnen, die ihr Amt ausgezeichnet ausüben

 

·         Soziale Diskriminierung: Menschen mit einer Behinderung sind durch die Gestaltung der sozialen Umgebung von der Teilhabe ausgeschlossen; z. B. Mobilität: keine behindertengerechten öffentlichen Verkehrsmittel; keine barrierefreien Zugänge zu öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden; das ändert sich in Österreich gerade, im Vergleich zu anderen Staaten (USA, skandinavische Staaten) liegt Ö. aber mindestens 10 Jahre zurück

 

·         Diskriminierung in den Köpfen: viele Menschen haben ein „Defizitmodell“ von Menschen mit einer Behinderung. Sie trauen Menschen mit einer Behinderung zu wenig zu. Sie sehen nicht, dass Menschen mit einer Behinderung in vielen Bereichen vieles leisten können; Hintergrund: kaum Kontakt mit Menschen mit Behinderung, weil diese schon in der Schule in Sonderschulen separiert worden sind; Klischeebilder, die z. B. durch Aktionen wie „Licht ins Dunkel“ lange Zeit verstärkt worden sind; christliche Mitleidsethik / Bild vom „armen Hascherl“, das Fürsorge verdient à es braucht positive Rollen-Modelle (z. B. Menschen mit einer Behinderung in öffentlichen Funktionen; Menschen mit Behinderungen in der Politik, Menschen mit Behinderung in den Medien); Behindertensport zeigt Menschen mit einer Behinderung in einem Leistungs-Setting;

 

 

·         Sprachliche Diskriminierungen (Du anstatt Sie; Babysprache; diskriminierende Begriffe wie „an den Rollstuhl gefesselt“, der „Behinderte“ anstatt Mensch mit einer Behinderung, …

 

Sensible Bereiche in diesem Zusammenhang:

·         Bildung: Ziel der Integration / Inklusion (Kinder mit einer Behinderung sollen gemeinsam mit nicht-behinderten Kindern unterrichtet werden)

·         Beruf: Ziel der Berufstätigkeit (statt der Alimentierung); umstritten: Kündigungsschutz; Abschlagszahlungen; Inklusion in die Berufswelt statt „beschützender Werkstätten“

·         Politik: Menschen mit einer Behinderung sollen ihre Interessen selbst wahrnehmen / vertreten können

 

·         Lebensgestaltung:  Selbstbestimmungsrecht über das eigene Leben; dafür braucht es z. T. Unterstützung, Assistenz; Recht auf Sexualität und Beziehung (Verantwortung bei Menschen mit einer geistigen Behinderung); Recht auf Teilhabe am öffentlichen Leben; Mobilität ist dafür Voraussetzung; selbstbestimmtes Wohnen statt Heimunterbringung (Wohngemeinschaften, Assistenzmodelle)