Exkurs: Leib-Seele-Dualismus und Ideenlehre

Ontologische Grundpositionen

"Ontologie" (on = seiend) ist die Lehre vom Sein. Genauer gesagt, stellt Ontologie die Frage, wie die Wirklichkeit "an sich" und unabhängig von unseren Wahrnehmungen oder unseren Denktraditionen ist. Vor allem geht es dabei um die Frage, welche fundamentale Qualität Wirklichkeit schlussendlich habe. 


Wenn die vorsokratischen Philosophen also nach "dem Ursrpung" von Wirklichkeit fragen und versuchen deren fundamentalste Elemente zu beschreiben, betreiben sie Ontologie. 


Schon bei den Vorsokratikern entwickeln sich zwei Denktraditionen heraus, die das abendländische Denken bis heute mitbeeinflussen: idealistische und materialistische Positionen. 

Was ist Schönheit? Oder Diotimas Leiter ...

Der Idealismus als ontologische Position

Der Idealismus (von griech.: Idee = Urbild) sieht den Ursprung oder das Fundament allen Seins in etwas Nicht-Materiellem, also einer Art Idee oder Vorstellung oder Prinzip oder Gesetz oder Kraft oder Energie oder so. 


Einer der ersten Idealisten in diesem Sinn ist Pythagoras. Denn er erklärt ja bekanntermaßen, dass die Zahl Eins, zweifellos etwas Nicht-Materielles, der Ursprung allen Seins sei. Etwas verallgemeinernd könnten wir sagen, dass Pythagoras und seine SchülerInnen das Fundament der Wirklichkeit in Zahlen, Zahlenverhältnissen, Proportionen oder mathematisch erfassbaren Gesetzen und Prinzipien sehen. 


Aber auch Heraklit, der in der Veränderung das fundamentalste Prinzip der Wirklichkeit sieht,  und Parmenides, der darauf besteht, dass es nur statisches, unveränderliches Sein gibt, sind im Kern Idealisten.


Berühmte Vertreter idealistischer Positionen in der Philosophiegeschichte sind v.a. Platon mit seiner Ideenlehre und dann die Vertreter des deutschen Idealismus, v.a. G.F.W. Hegel und (noch radikaler) J. G. Fichte mit seiner Behauptung, dass das Ich zuerst sich selbst und dann die Welt setze. 


Eine moderne idealistische Position vertritt der Konstruktivismus, der davon ausgeht, dass "die Dinge" wie beispielsweise ein Tisch erst im Kopf von Menschen entstehen, weil ein Tisch erst entsteht, wenn es jemanden gibt, der eine Idee von Tisch mit sich herumträgt, samt Vorstellungen über das grundlgende Aussehen von Tischen, über Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen Tischen und Stühlen sowie Tischen und Computern, die auf Tischen stehen, über die Funktion von Tischen uam. Alles zweifellos "Denkinhalte" und damit etwas Ideelles, also Nicht-Materielles.  


Moderne naturwissenschaftliche Konzepte, die im Kern idealistisch sind, sind z. B. Naturgesetze. Wer also behauptet, dass Naturgesetze das Fundamentale sind, wenn wir Wirklichkeit zu beschreiben versuchen, ist im Kern ein Idealist. 


Aber auch alle religiösen Menschen, die von der Idee einer göttlichen Schöpfung ausgehen, vertreten in diesem Sinn eine idealistische Position. 

Der Materialismus als ontologische Positon

Die Gegentheorie zum Idealismus ist der Materialismus. Er geht davon aus, dass das Fundament allen Seins etwas Materielles ist. 


Einer der ersten Materialisten ist Thales von Milet, der bekanntermaßen im Wasser den Ursprung allen Seins sieht. Bei genauerer Betrachtung ist der Materialismus, der dem modernen Denken näher zu liegen scheint, in der abendländischen Geschichte meistens in einer Minderheitenposition gewesen. 


In der Philosphiegeschichte bezeichnen sich Ludwig Feuerbach und - in seiner Tradition - Karl Marx als Materialisten. Marx versteht seinen Materialismus als Gegenposition zu F.W.Hegel; vor allem weil er davon ausgeht, dass nicht "Ideen eines Weltgeistes", sondern ganz reale materielle Lebensbedingungen und damit zusammenhängende Klassengegensätze das Denken von Menschen prägen (Basis-Überbau-Theorie: das materielle Sein bestimmt das Bewusstsein) und historische Entwicklungen verursachen.


Moderne Materialisten sind z. B. Neurologen und Gehirnforscher, die - ermutigt durch das Libet-Experiment und Ergebnisse der Untersuchung des lebenden Gehirns durch CT (Hirnscanner) - behaupten, geistige Prozesse wie Denken oder Vorstellungen oder Entscheidungen seien nichts anderes als Abfallprodukte neurologischer Prozesse im Gehirn. Bekannteste Vertreter dieser Position im deutschen Raum sind Wolf Singer und Gerhard Roth.

Der Dualismus als Mittelweg oder als Synthese zwischen Idealismus und Materialismus

Eine Synthese aus Idealismus und Materialismus nennt man Dualismus ("duo" = zwei). Das sind Denktraditionen und Positionen, die davon ausgehen, dass Wirklichkeit aus zwei im wesentlichen Gleichwertigen Grundelementen bestehen. 


In diesem Sinn sind z. B. die vorsokratischen Atomisten (Leukipp, Demokrit) Vertreter eine dualistischen Position. Denn einersteits besteht Wirklichkeit nach ihrer Vorstellung aus Atomen, also aus kleinsten unteilbaren Teilchen (materialistisches Prinzip). Und andererseits wirken zwischen diesen Atomen anziehende und bestoßende Kräfte (etwas Nicht-Materielles). 

Das Leib-Seele-Problem als dualistisches Grundproblem

Eine Frage, die die abendländische Denkgeschichte wie ein roter Faden durchzieht, ist die Frage, ob "der Mensch" im Kern ein materielles Wesen (Leib, Körper) oder ein nicht-materielles Wesen (Seele, Geist) sei. Bezeichnet werden die Diskussionen um diese Frage als Leib-Seele-Problem. 

 

Wer sich also mit dem Leib-Seele-Problem auseinandersetzt, fragt nach der Beziehung zwischen dem materiellen Körper und dem nicht-materiellen Geist (also Erleben).

 

der Mensch als Körperwesen …

 

Die Biologie als Naturwissenschaft definiert den Menschen v. a. über seine biologische Natur. Verhalten und Erleben (z. B. das Schreiben eines Textes, die Gedanken, die uns dabei durch den Kopf gehen) werden mithilfe biochemischer Prozesse in den Zellen unseres Körpers erklärt bzw. teilweise auf diese reduziert (Reduktionismus: komplexe Phänomene werden auf einfachere, leichter verständliche und empirische messbare Prozesse zurückgeführt)

 

Der Mensch als „Geistwesen“ …

 

Wenn wir vom Menschen als Geistwesen sprechen, denken wir im philosophischen Kontext nicht an eine unsterbliche Seele oder an übernatürliche Fähigkeiten á la Telepathie. Wir sprechen davon, dass das Erleben (also Wahrnehmen, Denken, sich etwas Vorstellen, sich Erinnern) zwar an biologische Prozesse im ZNS gebunden ist: ohne Körper gibt es kein Erleben. Die schwierig zu beantwortende Frage ist aber, ob unser Erleben auf körperliche Prozesse reduziert werden kann. Denn zwischen den messbaren körperlichen Prozessen (also z. B. der Aktivität von Neuronen im Hippocampus, wenn wir uns an etwas erinnern oder in der Amygdala, wenn wir Angst haben) und dem Erleben von Erinnerung oder von Angst gibt es einen fundamentalen qualitativen Unterschied. Es gibt einen Sprung über eine Qualitätsschwelle, wenn man so will.

 


 

Zentrale Fragen in diesem Zusammenhang (die alle nicht endgültig gelöst oder beantwortet sind) sind beispielsweise

 

 

Beispiele

Wie ist es möglich, dass eine körperliche Ursache (Erregung von Neuronen) etwas Nicht-Körperliches / Geistiges (wie einen Gedanken, einen Handlungsimpuls, eine Vorstellung) verursacht?

 

psychische Erkrankungen: Veränderungen im Neurotransmitter-Haushalt (z. B. Serotonin, Dopamin) stehen in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie z. B. Depression oder Schizophrenie. Wie dieser Zusammenhang im Detail funktioniert, ist offen. 

Suchtmittel: psychoaktive Substanzen (z. B. Alkohol, Nikotin) überwinden die Blut-Hirnschranke und verändern das subjektive Erleben. Wie dieser Zusammenhang im Detail funktioniert, ist ebenso offen wie die Frage, warum eine Person eine Abhängigkeit entwickelt, eine andere Person – obwohl sie vielleicht mehr oder länger konsumiert – keine Abhängigkeitssymptome entwickelt.

Organische Schädigungen und Verletzungen des ZNS (z. B. durch einen Gehirntumor, durch eine Vergiftung, durch eine Erkrankung wie Alzheimer) führen zu tief greifenden Veränderungen nicht nur im Erleben und Verhalten, sondern auch in der Identität und in der Persönlichkeit.

 

 

SIND WIR UNSER GEHIRN? ODER SIND WIR MEHR ALS DIE SUMME ALLER NEURONALEN PROZESSE IN UNSEREM GEHIRN? WÄREN WIR AUCH WIR SELBST; WENN UNSER GEHIRN IN EINER NÄHRLÖSUNG DIE ILLUSION VON VERHALTEN UND ERLEBEN ERZEUGEN WÜRDE (BRAIN IN THE TANK – GEDANKENEXPERIMENT)

 

Wie ist es möglich, dass geistige Prozesse (Vorstellungen, Gedanken, ...) körperliche Veränderungen verursachen?

Wie ist es möglich, dass wir durch unseren Willen oder durch unsere Absicht – also durch etwas Geistiges – das Verhalten unseres Körpers steuern und eine Handlung in Gang bringen?

 

 

Dass körperlicher Stress dazu führt, dass unser vegetatives System hochgradig aktiviert wird, lässt sich ja noch verstehen und begreifen. Wie aber lässt sich die Tatsache erklären, dass ich ruhig in meinem Bett liegen kann und allein die Vorstellung, dass ich am nächsten Tag einen schwere Aufgabe erledigen muss, dazu führt, dass der Körper ähnlich reagiert, wie wenn ich bereits mitten in der Stress-Situation wäre.

 

 

Mentales Training, also z. B. die gedankliche Konzentration auf eine sportliche Herausforderung, hat sich in den letzten Jahren in vielen Bereichen, nicht nur im Sport, durchgesetzt. Allein die Konzentration auf die Rennstrecke, die ein Rennfahrer am nächsten Tag bewältigen muss, führt dazu, dass sich im Gehirn ähnliche Lernprozesse abspielen, wie wenn der Rennfahrer ein paar Trainingsläufe absolvieren würde. Dass das funktioniert ist bewiesen. Wie und warum dies möglich ist, lässt sich aber bisher nicht beantworten.

 

 

Entspannungstraining (Autogenes Training) bewirken ausschließlich durch gedankliche Vorstellungen Veränderungen in den vegetativen körperlichen Prozessen.

 

 

Placeboeffekt: Wie ist es möglich, dass die Erwartungshaltung, die Menschen gegenüber einem Medikament entwickeln, die körperliche Wirkung messbar beeinflussen?

 

WIE IST ES MÖGLICH, DASS GEISTIGES (das per se subjektiv ist und sich jedem Versuch einer objektiven Messung von Natur aus widersetzt) MESSBARE KÖRPERLICHE VERÄNDERUNGEN VERURSACHT? SIND WIR LETZTEN ENDES VIELLEICHT DOCH „GEISTWESEN“?

 

Religionen, aber auch Parawissenschaften (para  = neben) und Esoterik: Glaube, dass Geist die Welt des Körperlichen beherrsche

Jede Religion geht davon aus, dass es letztlich etwas Nicht-Materielles / Geistiges / Göttliches ist, was Grundlage für die materielle Welt / das Geschehen in der materiellen Welt ist.

 

 

Parawissenschaften und Esoterik gehen (oft vorschnell und auf eine ziemlich naive Weise) davon aus, dass „der Geist“ (Gedanken) die Grenzen des physikalisch Möglichen und Erklärbaren überwinden können. Sie gehen z. B. davon aus, dass es möglich sei, durch „die Kraft des positiven Denkens“ Krankheiten zu heilen, physikalisches Unheil und Naturkatastrophen abzuwehren oder sogar Kriege zu verhindern. Naturwissenschaftlich orientierte Menschen sehen das naturgemäß höchst kritisch.

 

 

 

Philosophische Grundpositionen an der Grenze zwischen Körper und „Seele“

 

Materialistischer Monismus

mono = Eins

Der materialistische Monismus meint, dass alle geistigen und psychischen Phänomen auf körperliche Prozesse zurückzuführen sind.  Gefühle, Gedanken, Vorstellungen etc.  wären demzufolge einfach Abfallprodukte bestimmter Stoffwechselprozesse im Gehirn.

Idealistischer Monismus

Der idealistische Monismus meint, dass es letztendlich nur die geistigen Prozesse gibt. Die materielle Welt – und damit auch der Körper - existiert nur insoweit als es einen (menschlichen) Geist gibt, der diese wahrnimmt und beobachtet.


Bevor wir diese Position als völlig „daneben“ klassifizieren, sollten wir bedenken, dass die Welt der Physik aus Atomen, die Welt der Biologie aus Zellen besteht. Ein Mensch ist aber mehr als einfach eine Anhäufung von Körperzellen, die miteinander interagieren. Zum Menschen gehört nicht nur sein Körper, sondern auch seine Geschichte, seine Erinnerung, seine Ängste, seine Leidenschaften, ...

 

Vertreter:

  • Antike: Platon
  • Neuzeit: J. G. W. Hegel
  • Moderne: John Searle

 

 

Dualismus

Duo = zwei

Theorien, die davon ausgehen, dass Körper und Geist zwei unterschiedliche Entitäten mit unterschiedlichen zentralen Eigenschaften sind, nennt man dualistisch. Der bekannteste Vertreter eines Dualismus ist der französische Philosoph Rene Descartes. Er trennt Körper (res extensa = materiell, räumlich und zeitlich) und Geist (res cogitans = nicht-materiell, nicht räumlich, nicht zeitlich).

Das große Problem, das sich dabei stellt, ist aber die Frage, wie die Grenze zwischen Körper und Geist „überwunden“ werden kann, sodass sie miteinander wechselwirken können.

Vertreter:

  • Antike: Aristoteles (Physik = Köper; // Bewusstsein = Seele /// Geist = Denken)
  • Neuzeit: René Descartes (Unterscheidung von res cogitans und res extensa)
  • Moderne: 3-Welten-Theorie von Karl Raimund Popper (ähnlich wie Aristoteles)

 

 

Identitätstheorie

Die Identitätstheorie geht davon aus, dass Körper und Geist eine Einheit bilden.

 

Die Beziehung zwischen Körper und Geist lässt sich vielleicht am ehesten mit einem Objekt, das zwei Seiten (eine Vorderseite und eine Rückseite) hat, die aber niemals gemeinsam betrachtet werden können. Wenn ich die körperliche Seite betrachte, ist die geistige Seite zwar da, aber sie ist nicht sichtbar. Wenn ich die geistige Seite betrachte, tritt die körperliche Seite in den Hintergrund. (vglb. vielleicht dem Dualismus zwischen Welle und Teilchen bei der Doppelnatur des Lichts).

 

Ungelöst bleibt aber auch hier die Frage nach dem Zusammenspiel zwischen Körper und Geist.

 

Platons Idealismus und die Kritik an diesem Konzept

das materielle Dreieck ist nicht die Idee des Dreiecks
das materielle Dreieck ist nicht die Idee des Dreiecks

Wie wir bereits wissen, gibt es bei den Vorsokratikern Vertreter materialistischer und nicht-materialistischer ontologischer Theorien. Platon orientiert sich stark an den Pythagoräern und damit an einer idealistischen Position. Zwar leugnet er die Existenz der materiellen Welt nicht, er gibt aber der nicht-materiellen Welt - in der Sprache Platons: der Welt der Ideen - Vorrang vor der materiellen Wirklichkeit.

 

Die Argumentation Platons ist - etwas vereinfacht - folgendermaßen:

 

Zur materiellen Welt gehört alles, was gegenständlich ist, also Objekte der unbelebten Natur (z. B. ein Geodreieck), Pflanzen, Tiere, Menschen, aber auch soziale Gefüge wie eine Familie oder ein Staat. Die materielle Welt unterscheidet sich fundamental von der nicht-materiellen Welt insofern, als dass sie eine räumliche Dimension (Größe, Länge, Breite, Höhe) hat, eine zeitliche Dimension hat (irgendwann ist unser Geodreieck entstanden, über eine bestimmte Zeit existiert es, irgendwann wird es wieder vergehen, z. B. wenn wir es verbrennen). Außerdem ist kein Geodreieck wirklich ein ideales Dreieck: ein Eck ist abgeschlagen, eine Seite abgewetzt, ...

 

Unser materielles Dreieck ist eine Abbildung - allerdings eben nur eine unvollkommene Abbildung - eines formalen Prinzips, eben des formalen Prinzips des Dreiecks. Am ehesten fassbar wäre dieses Prinzip als Formel, beispielsweise als Schnittmenge dreier Gerader, die keine Parallelen sein dürfen, oder in der Sprache Platons: als Idee.

 

Ideen sind im Unterschied zu ihrem materiellen Realisationen nicht räumlich, nicht zeitlich (und damit ewig und unvergänglich) und vor allem nicht fehlerhaft, also fehlerfrei.

 

Wie dem realen Geodreieck die Idee des Dreiecks in der Welt der Ideen gegenübersteht, so ist jeder Mensch ein (fehlerhaftes und vergängliches) Abbild der Idee des Menschen, jedes real existierende Pferd ist ein Abbild der Idee des Pferdes u.s.w.

 

Allgemein formuliert könnte man sagen: der (fehlerhaften und vergänglichen) Welt des materiellen Seins steht die fehlerfreie, unveränderliche Welt der Ideen gegenüber. Nur die Philosophen sind Platon zufolge in der Lage, die Welt der Erscheinungen zu überwinden und ins Reich der Ideen vorzudringen

 

Bedeutung des Platonischen Dualismus

 

Platons etwas eigenartige Ideenlehre könnte uns herzlich egal sein, wenn sie nicht so großen Einfluss auf das Christentum und damit auf das europäische Denken insgesamt gehabt hätte.

 

Beispielsweise führt die platonische Abwertung alles Materiellem und damit alles Körperlichem zu einer generellen Skepsis, ja Feindseligkeit gegenüber der Sinneserfahrung. Diese prägt die europäische Philosophie durch das ganze Mittelalter hindurch und wird erst in der Neuzeit (mit dem Beginn des wissenschaftichen Denkens) überwunden.

 

Auch die Aufspaltung des Menschen in einen (abgewerteten) vergänglichen materiellen Körper (mit einer prinzipiell sündigen Sexualität) und eine (aufgewertete und idealisierte, zu platonischer Liebe fähige) unsterbliche Seele im Christentum ist Platonisches Erbe, das uns bis ins 21. Jahrhundert begleitet.


Arbeitsaufgaben

A1: Erkläre, was man unter Materialismus und unter Idealismus versteht. Stelle die beiden Positionen einander gegenüber. 
A2: Erkläre, was man unter dem Leib-Seele-Problem versteht. Zeige an konkreten Beispielen, wie "Geistiges" und "Materielles" sich gegenseitig beeinflussen. 
A3: Lass eine Vertreterin des materialistischen Monismus und einen Vertreter des idealistischen Monismus seine Position im Hinblick auf das Leib-Seele-Problem formulieren. 
A4: K. R. Popper entwickelt in seinem Spätwerk gemeinsam mit dem Hirnforscher John Eccles eine Drei-Welten-Theorie. Die Welt 1 ist die Welt der materiellen physikalischen Realität. Die Welt 3 ist die Welt der Ideen, also eine rein geistige Welt. Dazwischen und an der Nahtstelle zwischen Körper und Geist ist die Welt 2, die Welt der psychischen Prozesse. Erkundige dich über diese Theorie. Stelle sie in knapper Form dar. Vergleich Platons Ideen mit Poppers Welt 3. 

Literaturtipps und Quellen: