Der Mensch als soziales Lebewesen

Der Mensch als soziales Wesen
Der Mensch als soziales Wesen

Der Mensch ist ein soziales Lebewesen. Ohne den Kontakt zu anderen Menschen könnten wir nach der Geburt nicht überleben. Wir sind, um uns "gesund" entwickeln zu können, auf die Zuwendung anderer Menschen und auf Lernerfahrungen, die uns andere Menschen ermöglichen, angewiesen. 

 

Biologen erklären uns, dass der Mensch eine "extreme Frühgeburt" sei. Das hängt damit zusammen, dass nach neun Monaten Schwangerschaft der Kopf eines Babys gerade noch so klein ist, dass das Baby von einer Frau geboren werden kann. Aus biologischer Sicht sollte es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf die Welt kommen. Denn es ist in extremer Form und für sehr lange Zeit auf die Versorgung durch andere Lebewesen - meistens die Eltern - angewiesen. Er ist dadurch - biologisch und psychisch - extrem verletzlich (vulnerabel, würden PsychologInnen dazu sagen). 

 

Dass der Mensch eine extreme psychische Frühgeburt ist, ist natürlich ein Nachteil. Denn durch Krankheiten in der ersten Lebensphase - z. B. durch eine Gehirnhautentzündung - oder durch Mangelernährung oder durch soziale Vernachlässigung kann ein Baby schwere Entwicklungsdefizite oder Behinderungen davontragen, die sich später nicht mehr ausgleichen lassen.


Diese Verletzlichkeit ist aber gleichzeitig auch ein Vorteil. Denn weil der Mensch so stark von sozialen Erfahrungen abhängig ist, ist der Mensch auch ein extrem entwicklungsoffenes und lernfähiges Lebewesen. Wir setzen uns von Anfang an sehr aktiv mit unserer sozialen Umwelt auseinander (die Psychologie sagt: wir interagieren mit unserer sozialen Umwelt). Und wir lernen extrem viel genau dadurch. Nur so können wir uns an ganz unterschiedliche soziale und kulturelle Umfelder anpassen und lernen, uns in ihnen sicher zu bewegen. Und nur so können wir die vielen höchst komplexen Kulturtechniken, die die Menschen im Laufe von vielen hundert Jahren Kulturgeschichte entwickelt haben - vom Lesen und Schreiben bis zum Skatboard-Fahren oder Schlagzeug-Spielen - auch erlernen. Und nur so können wir schließlich das alles lernen, was uns schlussendlich einerseits zu Mitgliedern unterschiedlicher kultureller Milieus macht, andererseits aber auch unsere Individualität (also: Einzigartigkeit) ausmacht. 

 

Die Sozialpsychologie (von lat. "socius" = Begleiter) beschäftigt sich mit dem Menschen als sozialem Lebewesen. Sie untersucht, wie soziale Beziehungen sich auf die Entwicklung von Menschen auswirken. Sie untersucht, wie wir uns in unterschiedlichen sozialen Situationen konkret verhalten (z. B. dass wir uns verschiedene soziale Rollen zulegen und lernen uns in diesen sozialen Rollen mehr oder weniger sicher zu bewegen, aber auch von einer Rolle zur anderen zu wechseln.) Sie untersucht, welche unterschiedlichen sozialen Beziehungen - von der Familie über die Gruppe bis zur Masse, die euphorisiert im Stadion einem Fußball-Endspiel beiwohnt - uns prägen und welche "Gesetzmäßigkeiten" in diesen Beziehungen vorherrschen. Sie untersucht, wie andere Menschen uns beeinflussen (Werbung, Manipulation, Erziehung, Vorbilder, ...). Sie untersucht, wie wir uns mit anderen Menschen austauschen (Kommunikationsforschung). Und sie untersucht auch, ob und inwieweit bestimmte Verhaltensweisen (z. B. Aggression, Gewaltbereitschaft) das Resultat sozialer Umstände oder sozialer Lernerfahrungen sind.

 

 


Internetlinks

  • Wikipedia ermöglicht dir einen Überblick über Themen und Grundbegriffe der Sozialpsychologie. Und du findest eine Liste von PsychologInnen, die sich vor allem mit Fragen der Sozialpsychologie befasst haben. 
  • UNI Salzburg, Institut für Psychologie: Begriff Sozialpsychologie