Die Tiefenpsychologie als Grundrichtung der Psychologie

profil-Titelbild: Der Begründer der Tiefenpsychologie, Sigmund Freud, und seine Tochter Anna Freud, die selbst eine wichtige Psychoanalytikerin war
profil-Titelbild: Der Begründer der Tiefenpsychologie, Sigmund Freud, und seine Tochter Anna Freud, die selbst eine wichtige Psychoanalytikerin war

Vorbemerkung

 

"Die Psychologie" gibt es nicht. Vielmehr gibt es unterschiedliche psychologische Richtungen, die einen jeweils anderen Zugang zum menschlichen Erleben und Verhalten haben: Im Mittelpunkt der Verhaltenspsychologie (Behaviorismus) steht bis heute das von außen beobachtbare Verhalten. Im Mittelpunkt der kognitiven Psychologie (Erlebenspsychologie) steht das subjektive Erleben. Dazu zählen beispielsweise Wahrnehmung, Erinnerungen, Vorstellungen, ...

 

Die Tiefenpsychologie (der Begriff ist selbst wiederum ein Sammelbegriff für unterschiedliche psychologische Schulrichtungen) geht davon aus, dass sowohl das Verhalten als auch das Erleben durch unbewusste psychische Inhalte mitbeeinflusst ist. Diese lassen sich von außen nicht direkt beobachten lassen. Und sie entziehen sich - im Unterschied zu bewussten Erleben - auch der unmittelbaren persönlichen Beobachtung. Unbewusste psychische Inhalte können also nur indirekt erschlossen werden, z. B. indem wir  Trauminhalte, Fehlleistungen, psychische Symptome analysieren.

 

Die zentrale Annahme der Tiefenpsychologie ist also die Annahme, dass der Mensch in seinem Erleben und Verhalten von unbewussten psychischen Inhalten - also von Inhalten, zu denen er selbst keinen direkten Zugriff hat und die von außen auch nicht beobachtbar sind, beeinflusst ist. Der zentrale Begriff der Tiefenpsycholgie ist dementsprechend der Begriff des Unbewussten. 

 

Die Tiefenpsychologie als eigene Disziplin entsteht am Ende des 19. Jahrhunderts. Als Begründer gilt der Wiener Nervenarzt Sigmund Freud (1856 - 1939).  Er nennt die Richtung, die er begründet, Psychoanalyse. Als das Werk, in dem zum ersten Mal das Konzept des Unbewussten vorgestellt und erklärt wird, gilt "Studien über Hysterie" von Sigmund Freud und Josef Breuer. Es enthält Fallanalysen. Am bekanntesten ist die Beschreibung der Analyse, die Freud mit der an Hysterie erkrankten Anna O. durchgeführt hat. Diese Einzelfallstudie ist eine der bekanntesten in der Geschichte der Psychologie und der Medizin. Allerdings wissen wir heute, dass Anna O. (das Pseudonym steht für die bekannte Wiener Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim) keinesfalls wie von Freud und Breuer behauptet durch deren "Redekur" geheilt worden ist.

 

Freud veröffentlicht in der Folge eine ganze Reihe von Werken, in denen er seine Theorie, die er laufend verändert und weiterentwickelt, vorstellt. Als Schlüsselwerk gilt vor allem die "Traumdeutung" (1900), wo Freud eine Reihe von Träumen von PatientInnen, aber auch eigene Träume im Blickwinkel seiner psychoanalytischen Theorie analysiert und deutet.

 

Das Neue am Ansatz Freuds ist, dass er psychische Erkrankungen - vor allem geht es um so genannte Neurosen und da wiederum vor allem um die um die Wende zum 20. Jahrhundert epidemieartig auftretende Hysterie - behandelt, ohne dabei klassische medizinische Verfahren (z. B. Schocktherapien) anzuwenden. Freud arbeitet ausschließlich über die Sprache, genauer: anfangs mit Hypnose und posthypnotischen Befehlen, später mit der von ihm entwickelten Technik der Freien Assoziation. Im Hintergrund steht die Annahme, dass psychopathische Symptome, also Ängste, Zwänge, Süchte etc. - durch unbewusste psychische Inhalte (Wünsche, Konflikte, Ängste ...) verursacht werden. Diese Inhalte sind durch Erfahrungen, oft in der frühen Kindheit, zustandegekommen. Sie können nicht willentlich erinnert werden; entweder weil sie aus einer frühen Lebensphase stammen, in der wir zwar Gefühle empfinden können, diese aber noch nicht so abspeichern, dass wir sie erinnern können (also aus dem ersten bis dritten Lebensjahr). Oder sie stammen aus einer späteren Phase und sind, weil sie mit Ängsten oder Spannungen verbunden sind, verdrängt worden.

Beispiel Anna O. (Studien über Hysterie)

Anna O. (Berta Pappenheim)
Anna O. (Berta Pappenheim)

Am Beispiel von Anna O. lässt sich diese Idee gut verstehen: Anna O. ist gut 20 Jahre alt, als sie zu Freud in die Therapie kommt, weil sie an starken hysterischen Symptomen (v. a. Lähmungen, Sprachverlust) leidet. Während der Analyse gelingt es Freud mit seiner Technik der "Redekur" herauszuarbeiten, dass z. B. die Lähmung der Hand in Zusammenhang steht mit einem Schuldgefühl, das Anna O. in einer Situation entwickelt hat, als sie ihren sterbenden Vater berührt hat. An die ensprechende Situation und das Schuldgefühl kann Anna O. sich zunächst nicht mehr erinnern. In der Analyse wird die Amnesie (=Gedächtnisverlust) schrittweise abgebaut. In dem Moment, in dem die Erinnerung ins Bewusstsein zurückkehrt, verschwindet das Symptom. (Allerdings tauchen in der Folge dann weitere Symptome auf und die Besserung ist zunächst nur vorübergehend.)

Tiefenpsychologische Richtungen im Überblick

psychoanalytischer Kongress (1911); Quelle: Wikipedia
psychoanalytischer Kongress (1911); Quelle: Wikipedia

Sigmund Freuds Theorie wird auch von anderen Ärzten übernommen. So ensteht eine neue Schulrichtung an der Grenze zwischen Psychologie, Psychiatrie und Medizin, die sich psychoanalytische Vereinigung nennt. Einzelne von Freuds Schüler geraten schließlich mit Freud in einen Konflikt, weil sie bestimmte Grundannahmen Freuds nicht mehr teilen oder weil sie eigene Konzepte entwickeln, die Freud nicht akzeptiert. Die bekanntesten unter ihnen sind der Wiener Kinderarzt Alfred Adler, der die so genannte Individualpsychologie entwickelt, und der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung (meistens C. G. Jung), der seine Theorie Analytische Psychologie nennt und mit dem Konzept des Kollektiven Unbewussten arbeitet. Später entstehen weitere tiefenpsychologische Richtungen, z. B. die Existenzanalyse, die von Viktor E. Frankl begründet wird, oder die Neo-Psychoanalyse (Erich Fromm, Karen Horney).

 

Der Begriff Tiefenpsychologie ist also heute der Überbegriff für alle psychischen Richtungen, die mit dem Konzept des Unbewussten arbeiten. Dazu zählen

  • die Psychoanlyse (Sigmund Freud). Zentral ist die Vorstellung, dass der Mensch von großteils unbewussten Trieben (Sexualität = Libido; Aggression = Thanatos) in seiner Persönlichkeit geprägt wird
  • die Individualpsychologie (Alfred Adler). An die Stelle der Triebe treten bei Adler soziale Erfahrung. Adler zufolge ist der Mensch kein Triebwesen, sondern primär ein soziales Wesen. Das zentrale Konzept ist das des "Minderwertigkeitsgefühls"(bzw. des Minderwertigkeitskomplexes) und die damit zusammhängenden Konstrukte der Kompensation, der Überkompensation, der Unterkompensation und des Machtstrebens.
  • die Analytische Psychologie (C. G. Jung) ergänzt die Idee des individuellen, während der eigenen Biographie erworbenen Unbewussten durch das Konzept des Kollektiven Unbewussten. Nach Jung hat jeder Mensch anteil an einem kollektiven menschheitsgeschichtlichen psychischen Erbe, das psychische Grundstrukturen und Grundmuster (Archetypen wie der Held, der Magier, die Hexe, die Große Mutter, ..., Grundsymbole wie z. B. Höhlen und Grundpolaritäten wie hell - dunkel, Tag - Nacht, männlich - weiblich enthält. Diese Elemente des Kollektiven Unbewussten zeigen sich in den Mythen der Religionen, in Sagen, in Märchen, in Träumen, in parapsychotischen Rauschzuständen oder in Psychosen.
  • die Existenzanalyse ersetzt das Freudsche Triebkonzept durch die Konzentration auf die Frage nach dem Sinn. Sie geht davon aus, dass psychische Erkrankungen vor allem durch Orientierungslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und die Unfähigkeit, einen Sinn im eigenen Leben zu finden, entstehen.
  • die Neo-Psychoanalyse (Erich Fromm) verbindet unter anderem die tiefenpsychologischen Theorien mit Konzepten aus der Philosophie und der Gesellschaftstheorie des Marxismus.
  • die Bioenergetik (Wilhelm Reich, Alexander Lowen) gehen davon aus, dass unbewusste Konflikte sich in körperlichen Dysfunktionen und Verspannungen manifestieren. Sie verbinden bestimmte körperliche Merkmale (Körperhaltung, Muskelverspannungen, Hautbild, ...) mit bestimmten psychischen Konflikten und arbeiten in der Therapie vor allem auch über den Körper.
  • ...

Wichtig ist auch zu wissen, dass die Tiefenpsychologie in den USA - wo sie sehr einflussreich ist - andere Schwerpunkte entwickelt hat.

Kulturgeschichtliche Bedeutung der Tiefenpsychologie

Die moderne Kunst (Bild: Salvador Dali) lässt sich ohne tiefenpsychologische Grundkenntnisse nur schwer verstehen
Die moderne Kunst (Bild: Salvador Dali) lässt sich ohne tiefenpsychologische Grundkenntnisse nur schwer verstehen

Heute finden sich - neben den klassischen tiefenpsychologischen Richtungen - tiefenpsychologische Elemente auch in vielen Theorien, die ursprünglich nicht aus der Tiefenpsychologie kommen.

 

Tiefenpsychologische Grundannahmen - vor allem die Annahme unbewusster psychischer Inhalte - werden durch die moderne Gedächnisforschung und die moderne Neurologie vom Grundlegenden her bestätigt.

 

Ähnliche Vorstellungen, wie Freud sie durch die Arbeit mit psychisch kranken PatientInnen entwickelt, werden aber auch schon vor Freud in der Literatur - zum Beispiel in der Literatur der Romantik - sichtbar. Ein interssantes Beispiel für die literarische Auseinandersetzung mit unbewussten (traumatischen) psychischen Inhalten ist die Erzählung "Der Sandmann" von ETA Hoffmann. Einige Philosophen des 19. Jahrhunderts, vor allem Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche, entwickeln Ideen, die denen Freuds ähnlich sind (und manche Philosophie-Geschichtler behaupten, Freud habe teilweise überhaupt die Gedanken von Schopenhauer und Nietzsche kopiert). 

 

Die Werke vieler SchriftstellerInnen im 20. Jahrhundert gelten als von der Tiefenpsychologie beeinflusst. Beispielsweise zählen dazu viele Texte des Wiener Schriftstellers und Arztes (!) Arthur Schnitzler ("Leutnant Gustl", "Traumnovelle", "Fräulein Else", ...). Auch die Texte Franz Kafkas ("Das Urteil", "Die Verwandlung", ...) behandeln Themen und Konflikte, für die sich auch die Tiefenpsychologie interessiert und haben erzähltechnische Ähnlichkeiten mit Träumen. Auch die Philosophie, der Spielfilm (nicht nur bei Woody Allen), die bildende Kunst und sogar die Musik im 20. und 21. Jahrhundert sind in Teilbereichen von den Ideen der Tiefenpsychologie stark beeinflusst. Dies ist einer der Gründe, weshalb ein Grundverständnis tiefenpsychologischer Ideen auch für einen Zugang zu dieser Kunst unumgänglich ist. 

 

Viele Annahmen, die Freud in seinen Theorien macht, gelten aus heutiger Sicht als wissenschaftlich fragwürdig oder zumindest ergänzungsbedürftig. Dazu zählt beispielsweise die Freudsche Annahme, dass jeder psychischen Erkrankung eine frühkindliche Traumatisierung zugrunde liegen müsse oder die Annahme, dass die menschliche Persönlichkeitsentwicklung spätestens mti der Pubertät abgeschlossen sei. Auch das Freudsche Frauenbild (Konzept des Penis-Neids) muss aus heutiger Sicht zumindest anders interpretiert werden, als Freud das gemacht hat.

Andererseits haben sie viele Annahmen Freuds - das Konzept des Unbewussten, die generelle Bedeutung von Sexualität in einem weiteren Sinn als lebenslange Grunddimension, die Bedeutung der ersten Lebensjahre für die psychische Entwicklung u. v. a. - eindrücklich bestätigt.

 

Von keiner anderen Theorie sind so viele Impulse in ganz unterschiedliche Richtungen ausgegangen wie von der Tiefenpsychologie, vor allem von der Psychoanalyse Freuds.

Die Psyche als "Eisberg". Oder das Konzept des Unbewussten

Die Schichten der menschlichen Persönlichkeit, wie die Tiefenpsychologie sie versteht, lassen sich in Analogie zum Modell eines Eisberges gut erklären:

 

Das Bewusstsein

Das Bewusstsein ist analog zu dem Teil des Eisbergs, der über der Wasseroberfläche ist. Der Tiefenpsychologie zufolge ist uns selbst nur ein kleiner Teil unserer Persönlichkeit in einem jeweiligen Moment gerade bewusst. Das ist alles das, was wir an uns selbst in einem bestimmten Moment gerade im Blickfeld haben:

  • mein inneres Bild von meinem Aussehen [ich habe kurze, dunkle Haare, gerade ein paar hässliche Pickel im Gesicht, ...]
  • meine momentane Stimmungslage [ich fühle mich gerade gestresst und unkonzentriert, weil ich in der nächsten Stunde eine Schularbeit habe]
  • meine Gedanken [ich bin mit dem halben Kopf bei der Tiefenpsychologie und mit der anderen Hälfte beim Mathematik-Stoff, der zur Schularbeit kommt]
  • meine momentanen Wahrnehmungen [Ich höre, wie meine Lehrerin etwas erklärt; mein Blick fällt auf den Bildschirn; in der Klasse ist eine stickige Luft]
  • meine Körperempfindungen [mir ist viel zu heiß]
  • ...

Das Vorbewusste

Das Vorbewusste umfasst alles das, was mir im Moment über mich selbst nicht bewusst ist, was ich aber jederzeit ins Bewusstsein rufen kann, wenn ich es will. Auf das Eisberg-Modell könnten wir sagen, dass alles das, was zwar unter der Wasseroberfläche ist, dort aber sichtbar ist oder bei leichten Änderungen der Umwelt oder der Masse des Eisbergs jederzeit an die Oberfläche kommen kann, dem Vorbewussten entspricht.

Zu den vorbewussten Inhalten meiner Persönlichkeit gehören Beispielsweise

  • erinnerbare Gedächtnisinhalte und Vorstellungen über mein Äußeres [Ich erinnere mich, wie ich mit langen Haaren ausgesehen habe; ich stelle mir vor, wie ich mit blonden Haaren aussehen könnte]
  • erinnerbare Gedächtnisinhalte über frühere Erfahrungen [mein erster Schultag, mein letzter Geburtstag, das heutige Frühstück, ...]
  • Elemente des eigenen Selbstbildes [Ich weiß, dass ich selbstbewusst bin; ich weiß, dass ich mathematisch begabt bin; ich mag Pizza; ich mag keinen Fisch; ich bin ziemlich schlampig; ...]
  • ausgeblendete Körperempfindungen [Wenn ich darauf achte, merke ich, dass ich Hunger habe; wenn ich darauf achte, merke ich, dass meine Hose zwickt, ...]
  • ausgeblendete Wahrnehmungen [Wenn ich darauf achte, höre ich das Ticken der Uhr an der Wand; ...

Das Unbewusste

Unbewusst sind alle die psychischen Inhalte, die so tief unter der Wasseroberfläche sind, dass Sie unter normalen Umständen nicht sichtbar sind. Dennoch beeinflussen Sie den Eisberg als Ganzes. Für Schiffe, die sich dem Eisberg nähern, können Sie zur Gefahr werden, weil ein Kapitän zwar weiß, dass sie unter der Obefläche der größte Teil des Eisbergs befindet. Er weiß aber (zumindest bevor das Radar und ähnliche Geräte erfunden worden sind) nicht, welche Form der Eisberg unter der Wasseroberfläche hat.

Auf das tiefenpsychologische Persönlichkeitsmodell übertragen entspricht dem der unbewusste Bereich der menschlichen Persönlichkeit. Er besteht einerseits aus vergessenen Inhalten, andererseits aus verdrängten Inhalten.

Vergessen sind die unbewussten Inhalte, die wir zwar abgespeichert haben, zu denen wir aber keinen Zugang mehr finden. (Wir können das mit einer CD vergleichen, die wir zwar besitzen, aber leider nicht mehr finden, weil wir nicht mehr wissen, wo wir sie versorgt haben.)

Verdrängt sind alle die unbewussten Inhalte, gegen deren bewusste Erinnerung sich eine Kraft in uns gleichsam wehrt, weil dieser Inhalt mit einem unbewältigten Konflikt, mit einem unangenehmen Gefühl oder mit etwas ähnlichem verbunden ist. [F. B. können Opfer von Gewalt Teile dieser Gewalterfahrungen häufig auch dann nicht mehr erinnern, wenn sie dies versuchen.]

 

Zu den unbewussten Inhalten gehören also beispielsweise

  • Gedächtnisinhalte, zu denen wir keinen Zugang mehr finden, die aber dennoch abgespeichert sind. [Erfahrungen aus den ersten Lebensjahren; schulische Lerninhalte, die nicht mehr abgerufen werden können; Erinnerungen an den 24. Schultag im ersten Schuljahr, ...]
  • Elemente des eigenen Selbst, die nicht Teil unseres Selbstbildes sind [vergleichbar einem Rucksack, den ich immer auf dem Rücken trage, und von dessen Existenz ich nichts weiß; z. B. kann mir an mir selbst nicht auffallen, dass ich sehr besserwisserisch bin und dazu tendiere, andere dauernd zu belehren; oder es kann mir an mir selbst nicht auffallen, dass ich anderen dauernd ins Wort falle und dass ich andere nicht ausreden lasse; es kann mir nicht auffallen, dass ich mit meiner Überängstlichkeit und meiner Überfürsorglichkeit meinen Kindern zu wenig Raum für ihre eigene Entwicklung lasse; ...]
  • Elemente des eigenen Körper-Bildes und des eigenen Körperschemas [Von Menschen mit Ess-Störungen wissen wir, dass sie sich in ihrem persönlichen Selbstbild als dick und unförmig wahrnehmen, auch wenn sie objektiv lebensbedrohlich mager sind; man nennt das Körper-Schema-Störung; es gibt Menschen, die bestimmte Körperteile ablehnen und sich damit absolut nicht identifizieren können, auch wenn diese objektiv völlig normal und unauffällig sind, mit Kosmetik-Industrie und Schönheitschirurgie leben ganze Industriezweige von diesem Phänomen]
  • Ausgeblendete Umweltinformationen / Wahrnehmungen [manche Menschen wollen und können nicht sehen, dass ihnen ihre finanzielle Situation über den Kopf wächst und dass sie immer tiefer in die Schuldenfalle rutschen, während sie weiter draufloskonsumieren; fast alle Menschen mit einem Suchtproblem können und wollen dies die längste Zeit nicht wahrnehmen; ...]

Erst im Zusammenwirken von bewussten, vorbewussten und unbewussten psychischen Inhalten lässt sich die menschliche Persönlichkeit in ihrer Komplexheit wenigstens annährend erfassen. Davon sind tiefenspychologisch orientierte PsychologInnen überzeugt.