Beispiel Alison Lapper

Der Film "Al.sons Baby" (37 Grad)

Inhalt des Dokumentarfilms über Alison Lapper


Alison Lapper bemerkt mit 35, dass sie schwanger ist. Sie entscheidet sich dafür, das Kind zu bekommen, obwohl sie keine Beziehung zum Vater des Kindes hat. Das Besondere an der Situation ist, dass Alison eine schwere angeborene körperliche Behinderung hat: Sie hat keine Arme und sehr stark verkürzte Beine, mit denen sie sich nur sehr mühsam und eingeschränkt fortbewegen kann

 

Im Film dokumentiert werden die Höhepunkte und die Tiefpunkte im Leben der allein erziehenden Mutter: der erste Kindergeburtstag, die neue Beziehung zu Marc, den sie während einer Ausstellung kennengelernt hat, ihre Ehrung als Künstlerin durch die Queen, das Scheitern ihrer Beziehung, die Erziehungsprobleme, die sich ergeben, als Paris in die Trotzphase kommt. Die größte Angst von Alison ist, dass „normale Erziehungskonflikte“ mit ihrem Sohn dazu führen, dass ihr das Sorgerecht für Parys entzogen wird oder dass Parys gar in eine Pflegefamilie kommt.

 

Alison versucht trotz ihrer Behinderung ein möglichst normales Leben zu führen. Sie fährt Auto, kauft selbst ein, kocht, arbeitet, kümmert sich darum, dass ihr Kind pünktlich in den Kindergarten kommt.

 

Möglich wird dies durch Assistenzleistungen, die sie selbst finanziert: Rund um die Uhr sind zwei Assistentinnen anwesend, die Allison „die fehlenden Hände“ ersetzen. Das Assistenzmodell ist eine Umkehrung des traditionellen Pflegemodells: die Person mit Behinderung entscheidet, wann, wo und in welchem Ausmaß sie Hilfe und Unterstützung möchte. Allerdings gibt es auch Probleme: die AssistentInnen sind mit ihrer Rolle als Auftragsempfänger oft emotional überfordert, es kommt zu Konflikten zwischen der resoluten Alison und den Assistentinnen. Für Parys wird der häufige Wechsel von Bezugspersonen ein Problem.

 

Mit Alison zusammen wohnt Pete, ein Freund aus der Zeit im Kinderheim, in dem Alison aufgewachsen ist. Er hat eine ähnliche Behinderung wie sie selbst. Er hat als Behindertensportler große Erfolge im Schwimmen geschafft.

 

Marc, der Lebenspartner von Alison, hat eine Behinderung, die man auf den ersten Blick nicht wahrnehmen kann: Er hat immer wieder mit schweren Depressionen zu kämpfen und er hat auch schon mehrere suizidale Krisen durchlebt. Er sagt, er fühle sich oft stärker behindert als Alison.


Alison Lapper ist eine in Großbritannien anerkannte Malerin. Unter anderem absolviert sie ein Kunststudium. Als Malerin und Fotografin macht sie immer wieder ihren eigenen Körper zum Thema. Vor allem macht sie die Schönheit ihres Körpers – die in ihren Augen von ihrer Behinderung unabhängig ist – zum Thema. Als Ausgangspunkt für ihre Arbeit nimmt sie oft die antike Skulptur der „Venus von Milo“, einer Venusstatue, die als Inbegriff klassischer Schönheit gilt, obwohl der Statue ein Arm fehlt. Während ihrer Schwangerschaft schafft ein befreundeter Bildhauer eine Statue nach Alisons Modell, die er „Alison Lapper pregnant“ nennt. Die Statue ist eine zeitlang) am Trafalgar-Square ausgestellt und provoziert heftige Diskussionen über den öffentlichen Umgang mit dem Thema Behinderung 


Thema Behinderung im Film. Gesichtspunkte und Fragen

  • Inklusion versus Betreuung in Behinderteneinrichtungen (Alison wird nach der Geburt von ihrer Familie getrennt und wächst in einem Heim für behinderte Kinder auf)
  • Selbständigkeit, Autonomie (eigenes Geld verdienen, Auto fahren = Mobilität, selbständiges Wohnen)
  • Teilhabe (Schwimmen, ...)
  • Anerkennung, Begegnung auf Augenhöhe (Anerkennung als Künstlerin, Anerkennung als alleinerziehende Mutter, Anerkennung als Partnerin)
  • Gleichheit, keine Diskriminierung (Alison als alleinerziehende Mutter, die darauf besteht, die Verantwortung für ihr Kind zu übernehmen; Alison, die sich gegen das Misstrauen wehrt)
  • Assistenz (Assistentinnen, die Alisons fehlende Arme ersetzen)
  • Behindert-Sein oder Behindert-Werden (Alison fühlt sich vielfach nicht behindert. Sie hat aber das Gefühl / Empfinden, dass sie durch das Unverständnis in ihrer sozialen Umgebung behindert wird)
  • unterschiedliche Formen von Behinderung (Alisons sichtbare / offensichtliche Behinderung <--> nicht sichtbare Behinderung, die Marc wegen seiner schweren Depressionen hat)
  • ...

Arbeitsaufgaben

A1: Verfasse einen kurzen persönlichen Kommentar zum Film über Alison Lapper. Reflektiere, wie das Thema Behinderung im Fim dargestellt wird. 


A2: Suche dir eine bestimmte Stelle oder Szene im Film. Beschreibe diese Szene kurz. Erkläre, was an der Szene dich anspricht oder was Fragen aufwirft oder was dir sonst aufgefallen ist.


A3: Schreibe einen kurzen Brief (eine längere Postkarte) an Alison Lapper, in dem du deine Meinung über ihr Leben / ihr Verhalten (oder einen Aspekt aus dem Film) formulierst


A4: Marc sagt im Film, er selbst sei wohl stärker behindert als Alíson. Aber seine Behinderung sehe man von außen nicht. Stimmst du Marc zu? Inwiefern ist sie aber auch eine ganz normale Frau, die versucht, ihr Leben zu meistern (und insofern überhaupt nicht "anders")?



Internetlinks, Quellen