A) Daten    

Neben dem Christentum ist der Islam die Religion mit der größten Zahl an Mitgliedern. Über 20 Prozent der Weltbevölkerung (etwa 1,5 Milliarden Menschen) bekennen sich zum Islam

 

Der Islam ist – wie auch alle anderen großen Religionen - kein einheitliches Gebilde. Es gibt unterschiedliche Rechtsschulen, unterschiedliche regionale Traditionen und unterschiedliche Auslegungen des Islam abhängig von Bildung, sozialer Schicht, … Aus unserer Perspektive wichtigste Unterteilung ist die in Sunniten (Mehrheit, von Sunna = Brauch = Leben des Propheten; unterschiedliche Traditionen) und Schiiten (z. B. im Iran; von Schiad Ali = Partei Alis). Eine Sonderform bilden die Sufiten (Sufis, Derwische). 20 Prozent der Muslime in Vorarlberg sind Aleviten.

 

Der Islam ist keine Kirche, die der katholischen Kirche vergleichbar wäre; eine hierarchische Struktur wie z. B. in der katholischen Kirche fehlt; es gibt aber unterschiedliche Rechtsschulen und Traditionen. Innerhalb der vier sunnitischen Rechtsschulen gibt es auch religiöse Autoritäten (Gelehrte

 

In Österreich leben zirka 400 000 Muslime. Damit ist der Islam (nach den Katholiken) mit zirka 4 Prozent der Bevölkerung die zweitgrößte Religionsgemeinschaft.

 

Spannungen zwischen LAIZISMUS /SÄKULARISMUS / MODERNISIERUNG (Religion als Privatsache; Trennung von Staat und Religion; Neuinterpretation des Koran unter Berücksichtigung moderner Elemente; islamische Aufklärung) einerseits und TENDENZEN ZUR RE-ISLAMISIERUNG andererseits (Suche nach einer Islamischen Identität; in Extremfall Ablehnung der Trennung von Staat und Religion und Anstreben eines islamischen Staats) prägen wichtige heutige Diskussionen innerhalb des Islam.


B) Herkunft und Geschichte           

Der Islam sieht sich selbst in der Abrahamitischen Tradition und versteht sich als Fortsetzung und Vollendung von Judentum und Christentum, die wahre Elemente enthalten, sich im Laufe der Zeit von der reinen Lehre aber entfernt haben; 

 

Thora und Evangelium werden als religiöse Schriften akzeptiert

 

die jüdischen Propheten (z. B. Abraham und Moses) werden akzeptiert; Jesus wird nicht als Gott // Sohn Gottes, aber als Prophet akzeptiert

 

Gegründet durch den letzten Propheten Mohamed im Jahr  622 u. Z.  (= Jahr 1 Islamischer Zeitrechnung) in der Stadt Mekka auf der Arabischen Halbinsel (heute: Saudi Arabien)

 

Ab dem 8. Jahrhundert entwickelt sich das Osmanische Reich zu einem „Weltreich“. Durch die Kreuzzüge und die Ausbreitung des Osmanischen Reichs in Südeuropa (Spanien, Italien, Südfrankreich) kommt es im Hochmittelalter zu vielfältigen kulturellen Einflüssen. Europäische Philosophie und „Wissenschaft“ profitieren vom Wissen arabischer Gelehrter. Religiöse Toleranz ist unter der Osmanischen Herrschaft der Regelfall. Juden und Christen werden nicht missioniert. Die Reconquista in Spanien (15. Jh) und militärische Niederlagen im 17. Jh. führen dazu, dass der islamische Einfluss in Europa zurückgeht. Auf dem Balkan und in Südeuropa gibt es aber auch weiterhin muslimisch geprägte Regionen. Endgültig zerstört wird das Osmanische Reich nach dem Ersten Weltkrieg.

 

In Österreich ist der Islam seit 1912 eine staatlich anerkannte Religion, die mit dem Katholizismus, dem Protestantismus, dem Judentum und anderen Religionen rechtlich gleichgestellt ist. (Hintergrund: muslimische Gebiete in der Monarchie, v. a. Bosnien)

 

C) Gottes­verständnis / Religiöse Elemente 

Der Islam ist wie das Judentum und das Christentum eine Offenbarungsreligion. Gott offenbart sich der Meinung gläubiger Muslime zufolge im Wort, das er seinem Propheten Mohammed geoffenbart und das dieser im Koran niedergeschrieben hat.

 

absolutes Bilderverbotin weiten Teilen der islamischen Tradition: der Gott des Islam offenbart sich in der Heiligen Schrift (KORAN) unmittelbar im Wort; er darf nicht bildhaft dargestellt werden (Das Bilderverbot gilt auch für den Propheten Mohammed. Das ist auch einer der Hintergründe für die heftige Auseinandersetzung um Mohammed-Karikaturen vor einigen Jahren)

 

Islam bedeutet Unterwerfung (nämlich unter den Willen Allahs). Gehorsam gegenüber Allah spielt daher im Islam eine vergleichsweise große Rolle.

 

Den islamischen Gott könnte man in erster Linie als souveränen Gott beschreiben: Er ist dem Menschen keine Rechtfertigung und keine Erklärung schuldig, der Mensch muss sich seinen Gesetzen // Geboten unterordnen; er darf (im Unterschied zum jüdischen Gottesprinzip) mit Gott nicht hadern / ringen / streiten; er ist auch nicht unbedingt (wie der christliche Gott) ein gütiger / verzeihender / sich opfernder Gott. Andererseits gibt es aber auch starke Traditionen im Islam, die die Freiheit und die Vernünftigkeit des Menschen betonen.

 

Mohammed hat das Wort Gottes unmittelbar von diesem selbst (bzw. vom Engel Gabriel) empfangen; lt. Islamischem Verständnis ist „Gott Wort geworden è unvergleichlich größere Autorität des Koran; es gibt – im Vergleich zum Christentum – nur eine kleine Tradition einer historisch-kritische Lesart des Korans; ob und wie der Koran in einer modernen Lebensumwelt neu interpretiert werden darf und muss ist wichtiger Teil einer Diskussion zwischen unterschiedlichen Richtungen im Islam


D) Ethik:  5 Säulen des Islam:

  • Glaube an Allah, den einen Gott, und an Mohammed, seinen Propheten
  • 5maliges tägliches Gebet mit rituellen Verhaltensvorschriften (Waschung, Gebetsrichtung, Verbeugungen, ....); Gebet besteht aus Rezitationen aus dem Koran auf Arabisch
  • Almosen geben
  • Einhalten des Fastenmonats Ramadan
  • Pilgerreise nach Mekka (Hadsch) mindestens einmal im Leben

 

Symbole / Rituale / Orte / Handlungen        

Moschee: Gebetshaus, aber kein Tempel; keine Bilder, sondern nur Tafeln mit Koran-Texten; Vorbeter = Imam, der aber keinen Priester-Status hat; keine religiösen Kulte, sondern nur das Gebet; Mullah = Gebetsrufer

Heilige Orte: Mekka (Geburtsstadt Mohammeds; Kaaba), Medina (Emigrationsstadt Mohammeds; Grab Mohammeds), Jerusalem (Felsendom)

 

Gebet, Fasten, .... sind durch Verhaltensvorschriften streng geregelt

 

je nach Richtungwerden Kleidervorschriften (Kopfbedeckung für Frauen), Speisevorschriften (kein Alkohol, kein Schweinefleisch, „halal“ = religiös reine Speisen), .... unterschiedlich ausgelegt und unterschiedlich streng eingehalten


E) Gruppierungen

 

Sunniten (Mehrheit von zika 90 Prozent, z. B. auf der Arabischen Halbinsel, in der Türkei)

Schiiten (v. a. in Persien/Iran und Teilen des Irak)

Minderheiten wie z. B. die Aleviten (liberale Auslegung des Koran), die Sufis = Derwische = Fakire (Mönchsartige Orden, die u. a. auch Magie, Rituale und Heiligenverehrung praktizieren; politisch restaurativ; unter Atatürk wurden die Derwisch-Orden verboten)

die Taliban (extrem radikale Gruppierung; bis 2001 in Afghanistan an der Macht; zutiefst mittelalterliche Auslegung des Koran; extrem frauenfeindlich (Frauen bekommen keine Bildung, keine medizinische Versorgung, dürfen nicht berufstätig sein, sich nicht ohne männliche Begleitung auf der Straße bewegen, ....)