Typisch Mann? Typisch Frau?

typisch Frau?

Arbeitsaufgabe A1: 

Reflektiere, welches typische Bild von Frau-Sein in diesem Video transportiert wird. Was ist das Ziel der Kampagne? Welchen Hintergrund hat die Kampagne? Fühlen sich junge Fraue durch diese Kampagne deiner Meinung nach angesprochen? Warum oder warum eher nicht?

 

Was sind deiner Meinung nach Gründe dafür, dass viele Mädchen / Frauen immer noch traditionell weibliche Berufe wählen, obwohl diese Berufe häufig weniger Karrieremöglichkeiten bieten und schlechter bezahlt werden? Was müsste sich ändern, damit sich mehr Mädchen / Frauen dazu entscheiden, einen traditionell für Frauen eher untypischen Beruf zu wählen? Was sind Berufe, die früher als "typisch männlich" galten, in denen Frauen aber heute selbstverständlich arbeiten? Gibt es auch Berufe, die früher als "typisch weiblich" galten, in denen aber heute auch viele Männer arbeiten? 


typisch Mann?

Arbeitsaufgabe A2:

Reflektiere, welches Bild von Mann-Sein in diesem Video transportiert wird. Was ist das Ziel der Kampagne? Welchen Hintergrund hat die Kampagne? Fühlen sich junge Männer deiner Meinung nach durch diese Kampagne angesprochen? Warum oder warum eher nicht?

 

Was sind deiner Meinung nach Gründe dafür, dass nur wenig Männer in Baby-Karenz gehen? Was müsste sich ändern, damit mehr Männer sich dazu entscheiden, eine berufliche Auszeit zu nehmen und sich um die Betreuung ihrer Kinder zu kümmern?


Ein Blick zurück ...

Arbeitsaufgabe A3: 

Dieser Werbespot aus den 60er-Jahren ist durchaus typisch, was die Vorstellung über typisch männliche und typisch weibliche Rollenmuster und das "jeweils richtige Verhalten" betrifft. 

Wie werden Frauen dargestellt? Was sind ihre angeblichen Lebensaufgaben und ihre zentralen Interessen? 

Wie werden Männer dargestellt? Was sind ihre angeblichen Lebensaufgaben udn ihre zentralen Interessen?

Wie wird die angeblich "natürliche" Rollenaufteilung beschrieben?

Wie hat sich das Frauenbild und das Männerbild in der Zwischenzeit geändert? Wie werden Frauen-und Männer-Rollen in der modernen Werbung gezeichnet? Gibt es gute Beispiele dafür, dass die traditionellen Rollen aufgebrochen werden? Gibt es Beispiele für Werbung, in denen die traditionellen Rollen "fortgeschrieben" werden?

Welchen Einfluss hat Werbung deiner Meinung nach auf die Haltung und Einstellung von KonsumentInnen?  


Frauen-Rolle im Wandel: ein paar Eckpunkte ...

Schon im 19. Jh. kämpfen Frauen um politische Rechte, v.a. das Wahlrecht
Schon im 19. Jh. kämpfen Frauen um politische Rechte, v.a. das Wahlrecht

Die Soziologie ist die Lehre von der Gesellschaft. Die soziologische Theorie sagt: Geschlechtlichkeit und Geschlechtsidentität hat sehr viel mit der Kultur zu tun, in der jemand sozialisiert wird.

 

Vorschriften darüber, was „männlich“ oder „weiblich“ ist und wie Männer und Frauen sich zu verhalten haben, können von Kultur zu Kultur sehr unterschiedlich sein. Und sie haben sich im Lauf der Zeit enorm gewandelt. 

 

Kulturell geprägt ist vor allem, welche gesellschaftlichen Aufgaben Männer und Frauen wahrzunehmen haben und auf welche gesellschaftlichen Aufgaben daher Mädchen und Burschen vorbereitet werden müssen. Mädchen wurden lange Zeit vor allem auf ihre zukünftige Rolle als Hausfrau, Ehefrau und Mutter vorbereitet. Außerdem sollten sie eher angepasst, einfühlsam und bescheiden sein. Eine berufliche Karriere war nicht vorgesehen, daher was eine „höhere Bildung“ für Frauen auch nicht so wichtig. In den Schulen gab es Fächer für Mädchen wie Kochen und Handarbeiten. Buben sollten auf eine Rolle als „Familienerhalter“ vorbereitet werden. Für sie waren Eigenschaften wie  Durchsetzungsvermögen wichtig.

 

Wie sehr sich Normen über Männlichkeit und Weiblichkeit im Lauf der Zeit gewandelt haben, können wir uns bewusst machen, wenn wir einen Blick in die Geschichte werfen. Der Einfachheit halber konzentrieren wir uns dabei am besten auf das 20. Jahrhundert. 

Jahr Entwicklung
ca. 1900

Bildung: ungefähr um 1900 erobern die ersten Mädchen und Frauen das Gymnasium und die Universität. Ein Medizinstudium dürfen sie z. B. seit 1900 beginnen. Die meisten Universitätsstudien stehen ihnen aber erst ab 1919 offen. 

Politik: Frauen sind von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen. Allerdings gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert Frauen, die sich für das politische Wahlrecht einsetzen. 

Familie: Familienoberhaupt ist automatisch der Mann. Die Frau ist ihm in allen rechtlichen Fragen untergeordnet. Im Vergleich zu heute haben Familien sehr viele Kinder, von denen aber viele in der ersten Lebensphase sterben. Familienplanung ist eher unüblich.

Beruf: In der bürgerlichen Familie sind Frauen nicht berufstätig. Sie sind für Haushalt und Kindererziehung zuständig. In begüterten Familien wird ein großer Teil der Hausarbeit und häufig auch die Kindererziehung von Dienstmädchen, die kaum etwas verdienen, übernommen. In Arbeiterfamilien müssen Frauen aus finanziellen Gründen meist arbeiten. 

 

ca. 1915

Der Erste Weltkrieg verändert die soziale Lage vieler Frauen. In vielen beruflichen Feldern - u. a. als Lehrerinnen, Krankenschwestern, Arbeiterinnen - müssen Frauen die kriegsbedingt fehlenden Männer an der "Heimatfront" ersetzen. 

 

ca. 1920

Politik: Frauen erhalten in Österreich das aktive und passive Wahlrecht. In den ersten Nationalrat (1919) ziehen acht Frauen ein. 

Beruf: Dass unverheiratete Frauen berufstätig sind, wird stärker toleriert. Viele Frauen in qualifizierteren Berufen (z. B. Lehrerin, Krankenschwester) müssen den Beruf aber aufgeben, wenn sie heiraten.

Familie und Beziehung: vor allem sozialistische Frauen setzen sich schon früh für eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein, weil sie so illegale Abbrüche, die Frauen oft in einer Notsituation vornehmen und die häufig schwere gesundheitliche Schädigungen oder sogar den Tod zur Folge haben, verhindern wollen. Sie können sich mit dieser Forderung nicht durchsetzen. 

ca 1940

Der Nationalsozialismus propagiert ein sehr konservatives Frauenbild. Die ideale deutsche Frau "gebärt dem Führer" möglichst viele Kinder und wird dafür mit dem "Mutterkreuz" belohnt. Der Zweite Weltkrieg führt aber dazu, dass viele Frauen berufstätig sein und "Reichsarbeitsdienst" leisten müssen, weil die Männer an der Front sind. 

 

ca 1950

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist das Idealbild wieder die "Hausfrau und Mutter". Von einem Mann wird erwartet, dass er "eine Familie ernähren kann". Er ist "Familienoberhaupt" und darf alle rechtlichen Fragen in der Familie entscheiden. Gegen den Willen des Mannes darf eine Frau nicht berufstätig sein. 

 

ca 1970

In den 70er-Jahren beginnt ein Prozess, der zu einer fundamentalen Veränderung des Frauenbildes und der Vorstellung von Beziehung zwischen Männern und Frauen führt. 

Seit Mitte der 60er-Jahre ist die Pille auf dem Markt. Obwohl sie zuerst nur an verheiratete Frauen mit mindestens drei Kindern verschrieben werden darf, ermöglicht sie zum ersten Mal eine sichere Verhütung von Schwangerschaften. Außerdem wird Anfang der 70er-Jahre der Schwangerschaftsabbruch legalisiert. 

1975 wird das Familienrecht geändert. Männer und Frauen sind in der Ehe seither praktisch gleichgestellt. 

Mit der Bildungsoffensive in den 70er-Jahren wird auch für Mädchen eine höhere Schulbildung und ein Studium leichter realisierbar. 

Durch die Protestbewegung der 68er wird das traditionelle Bild von Ehe und Familie radikal in Frage gestellt. Die freie Liebe wird propagiert. Das führt dazu, dass freiere Beziehungen ("wilde Ehe") und Ehescheidungen gesellschaftlich immer mehr akzeptiert werden. 

1979 tritt die UN-Frauenrechtskonvention in Kraft. Ihr Ziel ist es, die Diskriminierung von Frauen zu beseitigen. 

 

ca 1990

Frauen erobern immer mehr traditionell männliche Domänen.  Die Geburtenrate geht seit den 70er-Jahren immer stärker zurück und liegt inzwischen bei 1,4 Kindern pro Frau. Frauen sind immer besser gebildet und ausgebildet. Die Hälfte der MaturantInnen und die Hälfte der Studienanfängerinnen sind jetzt weiblich. Berufstätigkeit wird zu einem wichtigen Teil der Lebensplanung von Frauen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt aber eine große Herausforderung. Aus verschiedenen Gründen verdienen Frauen durchschnittlich weniger als Männer. In vielen Führungspositionen und in der Politik dominieren weiterhin die Männer, weil Frauen oft an die "gläserne Decke" stoßen. 

Immer mehr traditionell männliche Berufe - im öffentlichen Dienst z. B. bei der Polizei - werden für Frauen zugänglich. 

Diskussionen über familiäre Gewalt führen zu gesetzlichen Änderungen, die Gewalt in der Familie und in der Beziehung bekämpfen sollen (Vergewaltigung in der Ehe, Wegweiserecht)

 

heute

In vielen Bereichen, die traditionell männlich dominiert waren, sind Frauen heute selbstverständlich. Für junge Frauen und Männer sind Chancengleichheit und eine gleichberechtigte Partnerschaft selbstverständlich. Dennoch gibt es weiterhin schwierige Bereiche. Dazu zählen beispielsweise die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. 

 

Während Frauen sich heute ganz selbstverständlich in vielen traditionellen Männerdomänen bewegen, sind traditionell weibliche Lebensbereiche und Tätigkeitsfelder (soziale Berufe, Familienarbeit, ...) für Männer kaum interessant. 

Und was ist mit den Männern?

Wie ist der "neue Mann"?
Wie ist der "neue Mann"?

Im Vergleich zum Leben vieler Frauen hat sich die Lebensgestaltung von Männern wesentlich weniger radikal verändert. Dennoch unterscheidet sich das Leben vieler Männer in der heutigen Zeit ganz wesentlich von dem ihrer Groß- oder Urgroßväter. 

 

Die Diskussion um die Frage, wie sich traditionelle Männer-Rollen verändern und wie moderne Männer sich selbst und ihre Rolle definieren, passiert zu einem großen Teil als Reaktion auf die veränderten Rollen-Vorstellungen, die Frauen entwickeln. Eine eigene "Männer-Forschung" gibt es im Vergleich zur Frauenforschung erst seit kurzer Zeit und sie ist noch wenig etabliert. ForscherInnen konstatieren hier bei einem Teil der Männer eine Rollen-Verunsicherung. Häufig wird zwischen unterschiedlichen Männer-Typen unterschieden. Eine Studie in der BRD unterscheidet vier verschiedene Männer-Typen. 

Der traditionelle Mann (ca 20 Prozent der Männer)

Der größte Teil der traditionelle Männer ist über 50 Jahre alt, sie leben eher auf dem Land als in der Stadt. Sie sind noch im traditionellen Rollenbild sozialisiert worden. Politisch denken sie eher konservativ. Sie kommen aus allen Bildungsschichten. Für sie ist Beruf und Karriere wichtig und sie möchten mit ihrem Gehalt "eine Familie ernähren können". Von Frauen erwarten sie, dass sie sich vor allem um Haushalt und Kinder kümmern. Sie glauben, dass es eine "natürliche" Aufteilung der Aufgaben (Frauen: Hausarbeit, Männer: Erwerbsarbeit) gebe. "Emanzipation" ist für sie ein negativer Begriff. Veränderungen in der weiblichen Rollengestaltung (Frauen in der Politik, Frauen in wirtschaftlichen Führungspositionen, Frauen, die trotz Kindern berufstätig sind) lehnen sie ab. 

 

Der pragmatische Mann (ca 25 Prozent)

Pragmatische Männer finden sich in allen Altersgruppen und in allen Bildungsschichten. Sie tendieren zu einem traditionellen Rollenbild, akzeptieren aber Rollenveränderungen dort, wo sie für das eigene Leben keine Nachteile erkennen können.  Die Berufstätigkeit von Frauen wird vor allem als Aufbesserung des Familieneinkommens betrachtet. Traditionell weibliche Aufgaben im Haushalt oder in der Erziehung zu übernehmen, in Erziehungskarenz zu gehen o. ä. lehnt er aber ab. 

 

Kampagne für Männerkarenz
Kampagne für Männerkarenz

Der unsichere Mann (ca 35 Prozent)

Unsichere Männer sind im statistischen Schnitt eher jünger, eher besser gebildet, leben am ehesten in kleineren oder mittleren Städten. Sie stehen der Frauenemanzipation prinzipiell offen gegenüber, wissen aber nicht, wie sie ihre eigene Rolle in Ergänzung dazu gestalten sollen und können. Frauen in Männerberufen stehen sie offen gegenüber. Väterkarenz finden sie prinzipiell gut, für sich persönlich können sie sich aber einen Rollentausch oder eine Partnerin, die für den Großteil des Haushaltseinkommens zuständig ist, nicht vorstellen. 

 

Der neue Mann (zirka 20 Prozent)

Der "neue Mann" ist mit hoher Wahrscheinlichkeit jünger als 40 Jahre, er lebt am ehesten in einer größeren Stadt, hat eine gute Schulausbildung, aber nicht unbedingt eine prestigeträchtige berufliche Position. Politisch gehört er eher in die links-alternative Szene. Neue Männer zeigen eine deutliche Bereitschaft zur Rollenveränderung und sie sehen diese nicht als Verlust, sondern vor allem als Gewinn.  Babykarenz, eine Reduzierung ihrer Arbeitsleistung (Teilzeitarbeit, auch wenn sie Verzicht auf bestimmte Karriereschritte bedeutet) u. ä. können sie sich auch für ihr eigenes Leben gut vorstellen. Sie beteiligen sich aktiv an der Erziehung der Kinder, an familiären Aufgaben, sehen im Erziehungsurlaub eine Bereicherung.

 


Arbeitsaufgaben

Download
A4: Arbeitsaufgaben Geschlechter-Rollen
Arbeitsaufgaben zu den Filmen "100 deutsche Jahre. Mannsbilder" und 100 deutsche Jahre. Weibsbilder" und zu einem Kleinprojekt zum Thema Wandel der Geschlechter-Rollen (Großeltern-Interview)
aa_geschlechterrollen_filmanalyse_kleinp
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A5: Mannsbilder. Diskussion in VoiceThread

 

Betrachte die Foto-Serie über Manns-Bilder in Voicethread und verfasse zu mindestens drei Bildern einen eigenen Kommentar. Achte dabei auf eine ensprechende argumentative Qualität und verwende die Standard-Sprache.

 

direkter Link


A6: Ein Ausflug in die Geschichte. Folgende Frauen haben sich sehr offensiv für die Rechte von Frauen eingesetzt oder tradionelle Rollenvorstellungen aufgebrochen. Recherchiere zu einer der Frauen (oder zu einer anderen "außergewöhnlichen Frau" biographische Hintergründe und "Lebenswerk": 

  • Olympe de Gouche
  • Marie Curie
  • Bertha von Suttner
  • Margarethe Schütte-Lihotzky
  • Anita Augspurg
  • Gabriele Possaner
  • Margarethe Steiff
  • Emily Kempin-Spyri
  • Hildegard Burjan
  • Emily Freundlich
  • Adelheid Popp
  • Käthe Leichter
  • Johanna Dohnal

Internetlinks

  • Euranet (EU-Seite) zum Thema Frauenrechte
  • Webseite des österreichischen Parlaments zum Thema Frauen in der Bundespolitik
  • Welt.de: Artikel über "den neuen Mann"
  • Kassner Karsten: Väter heute. Leitbilder, Lebensrealitäten und Wünsche (bpp, online)
  • Diabatè, Sabine: Mütter heute. Leitbilder, Lebensrealitäten und Wünsche (bpp, online)