Konsum und Ethik

ethischer Konsum? Quelle:http://pro-gsiberger.blogspot.com/2009/09/ethischer-konsum-trotzt-der.html
ethischer Konsum? Quelle:http://pro-gsiberger.blogspot.com/2009/09/ethischer-konsum-trotzt-der.html

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Thema Konsum und der Ethik? Was können wir unter "ethischem Konsum" verstehen?

 

Wenn wir konsumieren, geht es um WERTE.


Auf der einen Seite sind dies Werte, die wir selbst mit bestimmten Konsumgütern verbinden und die durch den Konsum verschiedener Produkte oder Dienstleistungen verwirklicht werden sollen.


Auf der anderen Seite sind die Werte, mit denen bestimmte Konsumgüter – zum Beispiel durch Werbung – „aufgeladen werden“.


Dann sind es Werte, die wir als KonsumentInnen indirekt fördern und verstärken, weil wir durch den Konsum Teil der Konsumkette (Rohstoffe und Energie -> Güterproduktion -> Verkehr -> Handel -> Kauf und Konsum -> Entsorgung) werden. Zu diesen Werten zählen z. B. Arbeit (für Menschen, die Konsumgüter produzieren), wirtschaftliches Wachstum (durch die Nachfrage nach Konsumgütern) und damit verbunden Steuern und Beiträge für das Sozialsystem, Natur und Umwelt (wegen der natürlichen Ressourcen, die wir für die Produktion benötigen, aber auch wegen der eventuellen Auswirkungen, die durch den Konsum selbst und durch die Entsorgung entstehen), Lebensqualität von Tieren (z. B. wenn wir tierische Produkte als Nahrungsmittel zu uns nehmen) u.a.m.

 

Es geht aber auch um eine Güterabwägung zum Beispiel zwischen viel Konsum (der viel Geld erfordert und oft mit einem glücklichen Leben assoziiert wird) auf der einen Seite und auf der anderen Seite mehr Konsumverzicht, der mit mehr Freizeit / mehr Zeit für Hobbys / mehr Zeit für die Familie verbunden sein kann. 

 

Wenn wir konsumieren, geht es um die Frage nach der VERANTWORTUNG

 

Verantwortung gegenüber sich selbst: Dabei geht es um die Frage, wie ich durch mein Konsumverhalten meine eigene Lebensqualität, meine Gesundheit und mein Wohlbefinden beeinflusse. Dabei müssen wir kurzfristige und langfristige Faktoren berücksichtigen. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist, wie ich durch mein Konsumverhalten meine eigene Gesundheit und mein Wohlbefinden steigern oder aber auch schwächen kann und welche Konsequenzen ich aus diesem Wissen ziehen sollte.

 

Verantwortung gegenüber der näheren sozialen Umwelt: Dabei geht es um die Frage, wie ich durch mein Konsumverhalten die Lebensqualität meiner Mitmenschen beeinflusse. 

 

Verantwortung gegenüber der tierischen Mitwelt: Dabei geht es um die Frage, welche Auswirkungen mein Konsumverhalten auf die Lebensbedingungen von Tieren (z. B. von Nutztieren) hat. 

 

Verantwortung gegenüber der Umwelt: Dabei geht es um die Frage, welche Auswirkungen mein Konsumverhalten auf den Ressourcenverbrauch, auf Umweltbelastung durch Abfälle und auf die Veränderung von Lebensräumen hat. 

 

soziale Verantwortung aus globaler Sicht (räumliche Perspektive): Dabei geht es um die Frage, welcher Zusammenhang zwischen dem Konsumgüterangebot in industrialisierten Staaten einerseits und den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in Schwellenländern andererseits besteht. 

 

soziale Verantwortung aus zeitlicher Sicht (Zukunftsperspektive): Dabei geht es um die Frage, welcher Zusammenhang zwischen dem Konsumgüterangebot in industrialisierten Staaten heute auf der einen Seite und den Lebensbedingungen zukünftiger Generationen andererseits (möglicherweise, wahrscheinlich) besteht. 

 

Die zentrale Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist natürlich die Frage, was verantwortungsvolles Konsumverhalten im konkreten Fall bedeuten kann. Außerdem geht es um die Frage, nach welchen Prinzipien wir uns orientieren können, wenn wir verantwortungsvolle KonsumentInnen sein wollen. 

 

Wenn wir konsumieren, geht es um die Frage nach Rechten, die wir als KonsumentInnen haben. 

Dabei geht es beispielsweise um Fragen des Konsumentenschutzes. Das bedeutet, dass wir als KonsumentInnen ein Recht darauf haben, für unser Geld auch einen entsprechenden Gegenwert zu erhalten. Oder es bedeutet, dass wir ein Recht darauf haben, von Produzenten von Gütern oder Dienstleistungen nicht in die Irre geführt oder betrogen zu werden. Es bedeutet aber auch, dass wir ein Recht darauf haben, durch Konsumgüter, die wir erwerben oder benützen, nicht gefährdet oder geschädigt zu werden. 

 

Wenn wir konsumieren, geht es um die Frage nach den Pflichten, die wir als KonsumentInnen haben. 

Dabei geht es um die Verpflichtung, die wir eingehen, wenn wir bestimmte Konsumgüter benutzen. Beispielsweise haben wir die Pflicht, Konsumgüter so zu benutzen, dass wir uns selbst und andere dadurch nicht gefährden. Wir müssen beim Konsum die Rechte Dritter (z. B. Urheberrecht, Eigentumsrechte) achten und akzeptieren. 

 

Eine offen diskutierte Frage ist, ob wir auch die (moralische) Pflicht haben, über die gesetzlichen Grenzen hinaus auf den Konsum bestimmter Güter, die problematisch sein können, zu verzichten. 

 

Wenn wir konsumieren, geht es um den Grundwert der Freiheit und dessen Grenzen. 

In modernen Gesellschaften gehen wir davon aus, dass der einzelne Mensch sich grundsätzlich im Rahmen der Gesetze frei entscheiden kann, wie er sein Leben gestalten möchte. Dazu gehört auch die Freiheit auf Konsum, also die Freiheit, mit seinem Geld das zu machen, was er/sie selbst für richtig hält. 

Eine Frage in diesem Zusammenhang ist, inwiefern der Staat als Gesetzgeber den Konsum beschränken und reglementieren soll. 

Eine andere Frage ist, ob es über die gesetzlich definierten Grenzen hinaus auch moralische Grenzen gibt, die den Konsum bestimmter Güter oder Dienstleistungen eigentlich verbieten. Dies kann beispielsweise mit Tierleid, das mit dem Konsum verbunden ist (Pelz, Fleisch aus Massenproduktion, Gänsestopfleber, ...) oder mit der Ausbeutung von Menschen (Prostitution, mit sklavenähnlicher Arbeit produzierte Billigkleidung) begründet werden. 

 

Wenn wir konsumieren, geht es um den Grundwert der Gerechtigkeit (Verteilungsgerechtigkeit, Chancengerechtigkeit)

 

Gerechtigkeit bedeutet, dass der Wohlstand oder Luxus einiger weniger nicht auf Kosten von vielen zustande kommen darf. Güter sollen so aufgeteilt werden, dass alle einen Anteil daran haben. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze, um Gerechtigkeit zu definieren. 

Die Idee der Leistungsgerechtigkeit besagt, dass jemand, der viel leistet (also viel arbeitet und dadurch mehr Geld verdient) sich auch entsprechend mehr leisten können soll. 

Die Idee der Bedürfnisgerechtigkeit besagt dagegen, dass jemand, der etwas braucht oder benötigt, dies auch bekommen soll, solange andere Menschen mehr als genug davon haben. Dies soll von der Leistungsfähigkeit oder der Leistungsbereitschaft mehr oder weniger unabhängig sein. 

Um die Frage nach Gerechtigkeit und Konsum geht es zum Beispiel, wenn wir über die Frage diskutieren, ob und bis zu welchem Grund einkommensschwache Menschen durch soziale Leistungen am Konsum teilhaben können sollen. 


Arbeitsaufgaben

A1: Welche Werte können wir berücksichtigen, wenn wir vor der Entscheidung, ein bestimmtes Produkt zu kaufen (oder auf dieses Produkt zu verzichten) stehen. Spiele dies an einem konkreten Beispiel durch. Versuche möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen. Wie würde deine Entscheidung ausfallen, wenn du dich ausschließlich an WERTEN und einer Abwägung unterschiedlicher Werte orientieren würdest. 

 

A2: Du stehst mit 18 vor der Wahl, ein Auto zu kaufen oder dich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen. Welche WERTE könnten die Entscheidung beeinflussen? Versuche die beiden Alternativen im Hinblick auf die Grundwerte Freiheit, Mobilität, Bequemlichkeit, Lebensqualität, finanzieller Aufwand, Auswirkungen auf die Lebensqualität anderer Menschen, Auswirkungen auf die Umwelt und Auswirkungen auf die Wirtschaft (Arbeitsplätze, Steuern) zu durchleuchten. Versuche eine Entscheidung zu treffen und diese ethisch zu begründen. 

 

A3: Was sind Konsumgüter, von denen du denkst / gehört hast, dass ihr Konsum ethisch eher problematisch ist. Was sind die Gründe dafür? Gäbe es eventuell Alternativen zu diesen Konsumgütern? 

 

A4: Recherchiere die Ökobilanz deines eigenen Konsumverhaltens (oder des Konsumverhaltens deiner Familie) mithilfe eines "Fußabdruckrechners". Beschreibe und reflektiere das Ergebnis. 

http://www.mein-fussabdruck.at/

http://www.fussabdrucksrechner.at/

Recherchiere, worum es beim "ökologischen Fußabdruck" geht und was das Ergebnis besagt.

 


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Semester-Reflexion zum Thema Konsum
Mache mit einem Elternteil ein Interview und diskutiere zwei Thesen zum Thema Konsum.
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