Der Mensch als "Homo consumens"

Konsumrausch?
Konsumrausch?

In der modernen Gesellschaft erfüllt jeder Mensch unterschiedliche soziale Rollen. Eine davon ist die des Konsumenten oder der Konsumentin.

 

Die Rolle des Konsumenten / der Konsumentin könnten wir so definieren: Der Konsument / die Konsumentin steht am Ende der Produktionskette von Waren und Dienstleistungen. Er / sie erwirbt ein Produkt, um es zu gebrauchen und dabei meistens auch zu verbrauchen.

 

Dabei wird er / sie Teil der Konsumkette. Diese besteht aus den Elementen

  • Rohstoffe / Energie 
  • Warenproduktion
  • Warenverteilung, Verkehr
  • Handel
  • Kaufentscheidung / Erwerb durch KonsumentInnen
  • Gebrauch und Verbrauch durch KonsumentInnen
  • Entsorgung

 

Konsumgüter werden meistens in Waren und Dienstleistungen unterteilt. Im Unterschied zu materiellen Gütern (Waren) fallen bei Dienstleistungen, die man auch als immaterielle Güter bezeichnet, die Produktion und der Verbrauch zusammen. Aber auch alle Dienstleistungen haben eine materielle Basis, weil dafür z. B. Gebäude und Infrastruktur errichtet werden müssen, Energie eingesetzt wird und Werkzeuge und Konsumartikel benötigt werden. 

 

Dadurch, dass KonsumentInnen bestimmte Produkte nachfragen (und andere liegen lassen oder nicht annehmen), steuern sie indirekt auch die Produktionsprozesse mit und beeinflussen die ganze Konsumkette. Produkte, die stark nachgefragt werden, werden vermehrt produziert. Produkte, die nicht (oder nicht mehr) nachgefragt werden, verschwinden vom Markt. Insofern haben KonsumentInnen auch Einfluss auf die Wirtschaft. Und insofern haben sie auch eine gewisse Mitverantwortung, wenn es darum geht, dass Konsum anderen Menschen, den Tieren oder der Umwelt nicht schaden soll.

 

Der Entscheidung, was und wie wir konsumieren, liegen unterschiedliche Einflussfaktoren zugrunde. Ein paar Beispiele …


  • Biographie: Wir sind durch die Konsumgewohnheiten und die Prägungen in unserer Herkunftsfamilie beeinflusst.
  • Gruppenidentität: Unser Konsumverhalten ist dadurch beeinflusst, dass wir zu verschiedenen Gruppen gehören, in denen bestimmte Konsumgüter entweder positiv bewertet oder negativ bewertet / abgelehnt werden. Um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu erlangen, kann es manchmal wichtig sein, bestimmte Güter zu konsumieren.
  • Werthaltungen: Unsere Werthaltungen beeinflussen unsere Konsumgewohnheiten. Durch diese Werthaltungen besetzen wir bestimmte Produkte mit einem positiven oder mit einem negativen Etikett. Positiv bewertete Produkte werden wir bevorzugt konsumieren. Negativ bewertete Produkte werden wir ablehnen.
  • Selbstbild / Person / Image: Viele Menschen zeigen ihr Selbstbild nach außen, indem sie sich mit bestimmten Produkten umgeben. Die Produkte werden dann „weltanschaulich aufgeladen“, sie signalisieren ein bestimmtes Selbst-Bild, ein bestimmtes Lebensgefühl, ein bestimmtes Image, einen bestimmten sozialen Status.
  • Ressourcen: Das Konsumverhalten ist natürlich auch durch die finanziellen Mittel, die ich für den Konsum zur Verfügung habe, beeinflusst.
  • Recht: Das Recht definiert und bestimmt, welche Konsumgüter wir nicht oder nur eingeschränkt konsumieren dürfen. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist, dass für bestimmte Filme, Videos oder den Konsum bestimmter psychotroper Substanzen uam. Altersbeschränkungen gelten. Ein anderes Beispiel ist, dass Jugendliche insgesamt nur beschränkt geschäftsfähig sind und für die Anschaffung größerer Konsumgüter die Zustimmung der Eltern brauchen.
  • Werbung: Werbung versucht, den Konsum von Gütern und Dienstleistungen insgesamt zu stimulieren und / oder bestimmten Konsumgütern ein ganz bestimmtes, zielgruppenorientiertes Image zu geben.

 

Diese (und andere) Einflussfaktoren beeinflussen Konsumwünsche und das Konsumverhalten von Menschen. Risiken und Probleme, die mit dem Konsum in Zusammenhang stehen, haben ebenfalls hier ihre Wurzeln.

 

Wenn wir uns beispielsweise fragen, warum manche (gerade auch junge) Menschen so exzessiv konsumieren, dass  in die Schuldenfalle tappen und sich völllig überschulden, können wir unterschiedliche Antwortmöglichkeiten finden.

 

Zum Beispiel:

 

  • Durch Werbung und Kaufanreize werden viele Menschen zu einem Konsumverhalten verleitet, das sie sich eigentlich nicht leisten können. Auch dadurch geraten Menschen immer wieder in die Schuldenfalle.
  • Manche Menschen gleichen ein niedriges Selbstwertgefühl dadurch aus, dass sie sich mit Statussymbolen umgeben, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Oder sie trösten sich in schwierigen Lebenssituationen dadurch, dass sie sich immer wieder etwas kaufen oder gönnen und möglicherweise die Kontrolle über ihr eigenes Kaufverhalten verlieren. Dadurch besteht die Gefahr der Überschuldung.
  • Manche Menschen lernen in ihrer Herkunftsfamilie keinen verantwortungsvollen Umgang mit Geld und Konsum. Sie lernen nicht, auf etwas zu sparen. Die Eltern selbst können mit Geld nicht verantwortungsvoll umgehen.
  • Manche Menschen werfen der Regierung vor, sie schütze die Menschen zu wenig davor, beispielsweise im Internet oder an Automaten exzessiv zu spielen. Dadurch gerieten Menschen in eine Spielsucht, die häufig in eine völlige Überschuldung münde. 

 


Arbeitsaufgaben

A1: Versuche die Konsumkette für ein Produkt, das du selbst konsumierst, zu recherchieren und zu beschreiben bzw. überblicksartig darzulegen. (Herstellung: Aus welchen Materialien besteht das Produkt? Woher kommen das Produkt bzw. die Rohstoffe für das Produkt? Wer war an seiner Produktion beteiligt (Personengruppen, Berufsgruppen)? Welches Unternehmen produziert es? Welche "Reisewege" hat das Produkt hinter sich gebracht, bevor es in deinen Besitz gelangt ist? --> Gebrauch: Welche Bedeutung hat das Produkt für dich? Warum ist dir wichtig, dieses Produkt zu besitzen? Wofür benutzt du dieses Produkt? Wie lange benutzt du dieses Produkt? Was würde dir fehlen, wenn du dieses Produkt nicht mehr hättest? --> Entsorgung: Was passiert, wenn du das Produkt nicht mehr nutzen kannst / willst? Wann / wo / wie wird es entsorgt? Entstehen bei der Entsorgung ev. Probleme? Wenn ja: welche?)

 

A2: Versuche ein persönliches Konsumprofil zu erstellen, indem du reflektierst, ob und inwiefern die angeführten Faktoren (familiärer Hintergrund, Gruppenzugehörigkeit, Einfluss durch Freunde, persönliche Werthaltungen, finanzielle Ressourcen u.a.m.) dein Konsumverhalten beeinflussen. Suche zu den jeweiligen Faktoren konkrete Beispiele (z. B. Familie: in meiner Familie gibt es kein Auto, weil ...). Von der Form her eignet sich ein MindMap gut. 

 

A3: Zeige am Beispiel einer konkreten Werbeanzeige oder eines Werbespots, wie Konsumanreize erzeugt und ein bestimmter "Mehrwert" versprochen wird (gut geeignet ist Werbung für so genannte Luxusgüter wie teure Autos oder Parfüms). (Arbeitsblatt; Bild der Werbeanzeige + stichwortartige Kommentierung)

 

A4: Manche Menschen behaupten, es sei wichtig, dass Menschen möglichst viele Güter und Dienstleistungen konsumieren. Wie werden sie argumentieren? Andere Menschen behaupten, dass wir insgesamt zu viel konsumieren und unseren Konsum einschränken sollten. Wie werden diese Menschen argumentieren? (Thesenübersicht)

 

A5: Partnerinterview zum Konsumverhalten. Mache mit einem deiner MitschülerInnen ein Partnerinterview, in dem ihr euch über euer Konsumverhalten und eure Einstellung zum Konsum austauscht. Halte die Antworten schriftlich fest. Fasse die zentralen Aussagen aus dem Interview in einem kurzen Text (ca. 150 bis 200 Wörter) zusammen. 

Download
Interviewleitfaden zum Konsumverhalten (Arbeitsvorlage)
Interviewleitfaden Konsumverhalten.pdf
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Übung: Mein Gegenstand (Recherche-Ergebnisse)