Therapie von Angsterkrankungen

Psychische Erkrankungen werden heute in den meisten Fällen mit einer Kombination aus medizinischer Therapie (Medikamente; körperliches Paradigma) und Psychotherapie (es gibt unterschiedliche psychotherapeutische Schulen und Therapieansätze; lernpsychologisches Paradigma) behandelt. Manchmal kommt ergänzend auch Soziotherapie (Lernen mit der Krankheit zu leben) dazu. 


Das gilt auch für Angstkrankheiten.


Körperorientierte Therapieverfahren. Medikamente

Medizinisch orientierte TherapeutInnen gehen davon aus, dass Angsterkrankungen mit Veränderungen im Gehirn zu tun haben.


Man weiß, dass bestimmte Regionen des Zwischenhirns, vor allem die Amygdala (Mandelkern) ganz wesentlich mit Angsterleben in Zusammenhang stehen. Überängstliche Menschen haben eine Amygdala, die sehr schnell sehr stark auf angstauslösende Reize reagiert. Menschen, deren Amygdala beschädigt ist, zeigen oft stark verminderte oder gar keine Angstreaktionen. Auch Tierversuche bestätigen die Bedeutung der Amygdala. 


Man weiß auch, dass Angst mit einem veränderten Spiegel bestimmter Neurotransmitter in Zusammenhang steht. Eine Theorie besagt, dass überängstliche Menschen zu wenig vom Botenstoff GABA (Gamma-Amino-Butter-Säure) produzieren. Andere gehen von einem Serotonin-Mangel aus. Das wäre dann ähnlich wie bei einer Depression. 


Medizinisch orientierte Therapeuten verschreiben bei Angsterkrankungen deshalb auch häufig Medikamente. Besonders wirksam scheint eine bestimmte Gruppe von Antidepressiva zu sein. Allerdings haben diese Antidepressiva oft unangenehme Nebenwirkungen und sie sind sehr schwer zu dosieren. 


Eine andere Medikamenten-Gruppe sind Benzodiazepine (Tranquilizer; der Klassiker wäre Valium; modernere Varianten sind Lexotanil oder Temesta). Sie wirken angst- und spannungslösend. Sie haben wenig Nebenwirkungen, wirken im Unterschied zu Antidepressiva sehr schnell und sind leicht zu dosieren. Häufig werden sie von praktischen Ärzten verordnet. Aber sie haben einen großen Nachteil. Sie können psychisch und körperlich abhängig machen. Schätzungen zufolge gibt es annähernd gleich viel medikamentenabhängige Menschen wie alkoholabhängige Menschen. Viele davon sind von Tranquiliziern abhängig. 


Trotzdem können Medikamente ein wichtiges Element in einer Therapie sein. Teilweise sind sie die Grundlage und die Voraussetzung für andere Therapieverfahren, z. B. eine kognitive Verhaltenstherapie. 



Körperorientierte Therapieverfahren. Entspannung