Riten, Rituale und Feste

Was sind Riten?

Das Lexikon definiert Riten (von lat. ritus = Handlung, Gewohnheit) als Handlungen mit einer religiösen oder zumindest spirituellen Zielsetzung, die aus Worten und Gesten bestehen und einem festgelegten Ablauf folgen. Wichtig ist auch, dass Rituale immer wieder (oft zu bestimmten Zeitpunkten) nach demselben Ablauf vollzogen werden.

 

In manchen Riten werden Mythen nachgespielt, göttliche Wahrheiten (Offenbarungen) sichtbar gemacht oder eine Verbindung mit der göttlichen Macht hergestellt. Solche Riten sind unmittelbar mit einem religiösen Hintergrund verbunden.

 

Andere Riten spielen eine wichtige Rolle in der Kennzeichnung und Sichtbar-Machung von Lebenseinschnitten. Auch diese Riten haben ihre Wurzeln in Religionen, werden aber auch in den säkularen Gesellschaften „weitergeführt“. In allen Kulturen begleiten bestimmte Riten markante Lebensereignisse wie die Geburt eines Kindes, den Übertritt ins Erwachsenen-Alter (Initiation), eine Hochzeit oder aber auch den Tod. 

 

Auch zeitliche Abläufe (z. B. der Jahreskreislauf) werden in Form von Ritualen strukturiert und begleitet. In diesem Zusammenhang spielen Feste, die zu bestimmten Zeiten im Jahreszyklus gefeiert werden, eine wichtige Rolle. Weihnachten geht auf Feste zur Wintersommerwende zurück, Ostern hat seine Wurzeln in vorchristlichen Frühlingsfesten uam.

 

Magische Riten waren eine Vorform der modernen Medizin. In ritualisierten Handlungen – meist von dazu besonders befugten Menschen durchgeführt – sollten negative Kräfte besiegt und positive Kräfte gestärkt werden. Reste solcher „magischer Rituale finden sich auch heute noch im modernen Leben.

 

Unsere Kultur kennt eine Fülle von Riten und Bräuchen, die ihre Wurzeln in teilweise vorchristlichen, teilweise christlichen religiösen Ritualen haben. Auch wenn wir diese Wurzeln oft nicht mehr kennen: Dir Rituale sind Teil unserer kulturellen Identität.

 

Insgesamt haben wohl fast alle Feste und Feiern (im Jahreskreislauf, aber auch im persönlichen Lebenslauf) eine rituelle Wurzel. Aber auch in der modernen Welt entstehen noch neue Rituale (ebenso wie neue Mythen). Ein gutes Beispiel für einen Bereich, in dem Rituale eine starke Rolle spielen, ist der Sport. In Sportveranstaltungen (z. B. Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, aber auch „kleine“ Sportveranstaltungen) sind deshalb eine gute Möglichkeit, die Struktur, die Funktion und die Bedeutung von Riten zu studieren. 

 

Welche Aufgaben haben Riten?

Rituale sind eine ganz ursprüngliche Form der Kommunikation. Sie haben viele unterschiedliche Funktionen:

  • sie vermitteln den Menschen Identität
  • Sie vermitteln den Menschen das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft
  • Sie helfen dem Menschen, die Zeit zu ordnen und in Abschnitte zu gliedern und damit einem ansonsten ungegliederten Leben Struktur und Ordnung zu verleihen.
  • Sie helfen, den Ablauf des eigenen Lebens in Abschnitte zu gliedern (Übergangsriten, passagere Riten)
  • Sie helfen, (gemeinsam mit anderen) Krisen und Schicksalsschläge zu bewältigen (z. B. Riten in Zusammenhang mit dem Tod)
  • Sie helfen, (gemeinsam mit anderen) Lebenshöhepunkte zu feiern und zu gestalten (z. B. Hochzeit).

 

Was sind Feste und welche Aufgaben haben sie?

Feste, die wir auch heute noch feiern, haben sehr oft rituelle Wurzeln und Ursprünge. Das heißt, sie sollen an bestimmte religiöse oder allgemein-menschliche „Wahrheiten“ erinnern und diese den Menschen bewusst machen.

 

Wir können zwischen verschiedenen Formen von Festen unterscheiden:

 

Manche Feste regeln den Jahresablauf:

  • Feste um die Wintersonnenwende (die längste Nacht / der kürzeste Tag): Rauhnächte, Weihnachten (aus germanischen und römischen Lichterfesten z. B. zur Verehrung des Sonnesgottes Apoll entstanden)
  • Feste zum Frühlingsbeginn (Funken: Vertreibung der Wintergeister; Ostern)
  • Feste zur Sommersonnenwende (Sonnwendfeiern haben ursprünglich germanische Wurzeln)
  • Feste zum Herbst / zur Ernte (Erntedank, …)

 

Manche Feste kennzeichnen bestimmte markante Lebensabschnitte:

  • Geburt
  • Initiationsfeste, die die Aufnahme in eine Religionsgemeinschaft feiern (Taufe, Beschneidung im Judentum, Beschneidung in Islam, …)
  • Initationsfeste, die den Übergang von einem religiösen Lebensabschnitt in den anderen kennzeichnen (Firmung im Katholizismus, Konfirmation in der evangelischen Kirche, Bar Mizwa / Bat Mizwa im Judentum, …)
  • Feste, die den Übergang in einen anderen Lebensabschnitt kennzeichnen (Sendungsfeiern in manchen Lehrberufen; Feiern rund um die Matura wie z. B. Käpplefäscht, Hochzeit, Totenfeier, …)

 Manche Feste verweisen auf religiöse Botschaften und / oder Wahrheiten. Sie werden oft auch noch gefeiert, obwohl ihre religiöse Bedeutung verblasst ist. 

 

Arbeitsaufgaben und Dokumente

MindMap Rituale
MindMap Rituale

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Ostern als christliches Fest mit jüdischen und keltischen Wurzeln
In diesem Dokument findest du Hintergrundinformationen über Ostern und Arbeitsaufgaben dazu.
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Opferrituale
Arbeitsunterlagen zum Thema Opfer und Opferrituale mit Arbeitsaufgaben zu einem Radiobeitrag (BR) über Opfer bei den Azteken
rituale_opfer_eth5.pdf
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Bestattungsrituale als Beispiel für Rituale
In diesem Dokument findest du Hintergrundinformationen über Rituale rund um das Thema Tod und Trauer
Bestattungsrituale als Beispiele für Rit
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